Eigenwillig

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westeraccum Avatar

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Karin Peschka hat ein eigenwilliges und wunderbares Buch geschrieben, eigenwillig sowohl im Stil als auch in der Interpunktion. Das alles lässt Raum für eigene Gedanken und Ergänzungen, nicht alles wird ausgesprochen und schwingt doch in der Erzählung mit.
Angesiedelt ist das Buch in der Kleinstadt Eferding an der Donau, eine Stadt wie viele andere in den 1950er Jahren, drei Gasthöfe, eine Kirche, einen Dechanten und seine Haushälterin, einen Querulanten und einen Einfältigen und drumherum viel Volk, das gern schwätzt und unter dem sich Neuigkeiten blitzartig verbreiten. So auch die Nachricht von dem seltsamen Mann, der halb nackt auf dem Friedhof zwischen den Gräbern tanzt: Dschomba, wie man ihn hier nennt, ein Serbe, der auf dem "Serbenfriedhof" nach Spuren seines verschollenen Bruders sucht.
In einer zweiten Zeitebene erfährt man etwa zwanzig Jahre später, dass die zehnjährige Tochter des Dorfwirts heimlich für den inzwischen alten Mann schwärmt, sie fühlt eine unbestimmte Verbindung mit ihm.
Peschka ist selbst in Eferding als Wirtstochter aufgewachsen und hat sicher viele ihrer Erfahrungen in diesem Buch verarbeitet, das macht das Buch sehr authentisch. Die Figuren sind so lebensecht, dass sie in jeder Kleinstadt zu finden sind. Man sieht sie vor sich, die reichen Bauern, ihre herausgeputzten stattlichen Frauen, die einfachen Leute in der Siedlung, die Messdiener, den Polizisten...
Durch die eindringliche Sprache wird das Buch aber ganz besonders lesenswert, ich konnte kaum aufhören zu lesen. Man taucht tief in die Geschichte ein, fühlt und hofft mit den Hauptpersonen. Auch wenn man einige Seiten braucht, um sich in den Stil einzulesen, so hat gerade die Sprache eine tiefe Eindringlichkeit, die mir sehr gefallen hat.
Ein wirklich schönes und berührendes Buch!