Eigenwillig und feinfühlig erzählter Roman über das Leben in der Fremde

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"Dschomba" von Karin Peschka ist ein unaufgeregt erzählter Roman über das Fremdsein sowie ein feinfühliges Porträt eines Dorfes und ihrer Bewohner.

So merkwürdig der Einstieg in die Handlung des Romans ist, so eigenartig ist auch der sprachliche Stil des Romans.
Der Serbe Dragan Džomba tanzt eines Nachts 1954 nackt auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof und wird dabei misstrauisch von den Dorfbewohnern beäugt. Zunächst findet Džomba dank des Dechants Quartier im Pfarrhaus, bis er dort jedoch wieder ausziehen soll. Seine neue Unterkunft ist dann eine Hütte auf dem "Serbenfriedhof". Mit der Zeit knüpft Džomba zu manchen Dorfbewohnern freundschaftliche Bande, wiederum andere werden nie ihren Argwohn und ihr Misstrauen ihm gegenüber los. Das Fremde und Seltsame bleibt Džomba immer erhalten, auch noch Jahre später, als die 10-jährige Wirtstochter ihm gelegentlich ein Bier serviert und eine gewisse Verbindung und Faszination ihm gegenüber verspürt.

Zu Beginn der eher spannungsarmen Erzählung wird man mit dem Geheimnis um das rätselhafte Verhalten von Džomba konfrontiert sowie mit einem Schreibstil, der es einem anfangs nicht wirklich leicht macht, in die Geschichte hineinzufinden. Kurze und abgehackte Sätze wirken beim Lesen auf einem fremd und seltsam wie Džomba den Dorfbewohnern. Doch je mehr man über Džomba und die Gemeinde Eferding mit seinen Bürgern kennenlernt, desto mehr gewöhnt man sich an den eigenartigen Schreibstil und sieht in ihm eine feinfühlige und liebevolle Charakterzeichnung.
Erzählt auf zwei Zeitebenen und durchsetzt mit Erinnerungen aus der Vergangenheit, wird nach und nach das Geheimnis um Džomba gelüftet, das eng mit der Vergangenheit des Dorfes Eferding als Kriegsgefangenlager verknüpft ist.
Die Handlung kommt dabei ohne große Spannungsmomente auf, plätschert teilweise wie Donau dahin, weiß jedoch trotzdem zu fesseln. Es entsteht hierbei ein überzeugendes, berührendes und differenziertes Porträt des Protagonisten, des Dorflebens und der Dorfbewohner.

"Dschomba" ist ein Roman, dem man Zeit geben muss, auf einen zu wirken.
Wem der eigenwillige sprachliche Stil nicht abschreckt, wird mit einer interessanten und feinfühlig erzählten Geschichte über ein nahezu vergessenes Kapitel österreichischer Dorfgeschichte sowie über das Leben in der Fremde belohnt.