Eine tolle Geschichte!

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lukesky Avatar

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In der ländlichen Gegend um Eferding in Oberösterreich tanzt ein halbnackter Mann im Regen am Friedhof. Ein Fremder. Ein Serbe. Dragan Dzomba ist auf der Suche – nach Erinnerung, nach Heimat, nach Antworten. Der alte Dechant von Eferding wird ihm zum Freund, wenige andere auch. Menschen frei von Vorurteilen, die bereit sind, zuzuhören und zu akzeptieren. Für die meisten bleibt er der Serbe.
Karin Peschka hat in ihrem neuen Roman Teile der eigenen Biografie eingeflochten. Die Kindheit als Wirtstochter, wo es schon früh ganz selbstverständlich war, im G’schäft mitarbeiten zu müssen. Gleichzeitig behandelt das Buch ein dunkles Kapitel der Geschichte, als während des 1. Weltkrieges in der Nähe von Eferding ein riesiges Lager für über 30.000 Kriegsgefangene entstand. Eine „Gefangenen-Stadt“, von der irgendwann nur mehr schmucklose Steinkreuze der unzähligen Toten erzählten.

Der Roman wechselt zwischen den 50er und 70er Jahren auf geschickte Art hin und her – zwischen direkter Perspektive von Dragan Dzomba und jener der jungen Wirtshaustochter. Dabei entstehen eindrückliche Bilder der beschriebenen Menschen, der Gaststube im Gasthof „Zum roten Krebs“ und der damaligen Zeit.
Die Sprache ist anfangs gewöhnungsbedürftig und doch so typisch für das Ländliche: Sätze werden verkürzt, Füllwörter oft weggelassen. Das verstärkt noch mehr die Charakterisierung der Menschen und der damaligen Zeit. Über die Vergangenheit wollte man nicht reden, über Gefühle noch viel weniger.

Für mich ein großes Lesevergnügen und eine unbedingte Leseempfehlung. Lehrreich, tragisch und komisch zu gleichen Teilen.