Fremdsein und Heimat

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Was sucht der Fremde in Eferding? Warum tanzt der Serbe Dragan Dzomba kurz nach seiner Ankunft im November 1954 halbnackt auf dem Friedhof? Dieses unerhörte Ereignis im beschaulichen Eferding steht am Anfang des Romans und sorgt für gehörige Spannung, im Städtchen wie bei den Lesern. Die weiteren Ereignisse breitet die Autorin eher gemächlich vor uns aus, immer in ihrem eigenartigen Sprachfluss, der offenbar an den Dialekt der Gegend angelehnt ist und für ein ganz eigenes Kolorit sorgt. Viele Sätze bleiben halb fertig, wie die Geschichten, die sie erzählen. Der Roman entwickelt sich im Wesentlichen, mit einigen Rückblenden, auf zwei Zeitebenen, zum einen nach der Ankunft des Serben und seiner Aufnahme in Eferding, zum andern rund 25 Jahre später, als die zehnjährige Wirtstochter sich von dem immer noch Fremden, von den Einheimischen Dschomba genannten, angezogen fühlt und beginnt Fragen zu stellen. Was hat es auf sich mit dem sogenannten Serbenfriedhof, wo Dschomba in einer Holzhütte wohnt? Allmählich fügt sich vieles zu einer Geschichte mit mancherlei Facetten, doch vieles bleibt auch offen und lässt Raum für die Phantasie der Leser. Es ist nicht alles so, wie es anfangs scheint, auch die handelnden Personen entwickeln sich oft anders, als man zunächst meint. Die Vielschichtigkeit der Erzählung, das Mehrdeutige und Melancholische machen einen großen Reiz dieses Romans aus. Fazit: sehr lesenswert.