Eine Freundschaft zum reflektieren

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yoshi94 Avatar

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Die Farben des Covers (das in echt leider nicht ganz so spektakulär aussieht) haben dafür gesorgt, dass ich dem Buch eine Chance gebe. Ich bin so froh es getan zu haben, denn Dschungel ist wirklich etwas besonderes. Der Schreibstil bzw der Ton der Geschichte hat mich an Felix Lobrechts "Sonne und Beton" erinnert, das mir auch sehr gut gefallen hat.
Der Schreibstil ist nicht unbedingt verwirrend, aber man muss erst einmal rein kommen. Zum einen sind da die kurzen Sätze, Gedankenfetzen und auf der anderen Seite sind dort wunderbare Beschreibungen des Innenlebens von Felix Freund. Vor allem das ist das spannende: man erfährt niemals den Namen der Erzählers? Das ist schon sehr eigenartig und spannend.
Mir hat die Thematik gefallen, der Fokus auf dieser ganz besonderen Freundschaft. Immer mal wieder musste ich inne halten und habe mich gefragt: ist das eine gute Freundschaft? Wie oft reden wir über die Darstellung von Beziehungen in Büchern aber was ist mit den Freundschaften? Immer mal wieder war ich neidisch, denn ich wollte auch einen Freund wie Felix. Denn ich konnte mich unglaublich gut mit Felix Freund identifizieren, mit seiner Zurückhaltung. Felix hat ihn gefordert, aber auch viel verlangt. Da gab es Momente, da war ich froh keinen Felix zu haben. Und jetzt? Ich weiß nicht ob ich Felix als Freund haben möchte oder ob er überhaupt ein guter Freund ist. Es bleibt sehr viel offen und doch ist die Geschichte erzählt.
In mir hat sich viel getan. Auch manche Sätze haben mich auf ihre eigene Art und Weise bewegt. Ich musste sie mehrmals lesen, zum einen, weil sie so schön waren und ich den Klang ein weiteres mal hören wollte. Zum anderen, weil ich ihre ganze Bedeutung verstehen wollte. Es gibt vieles zwischen den Zeilen. Vieles, dass ich vielleicht nicht mitbekommen habe. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn ich mich wieder auf in den Dschungel machen darf, um ihn ein weiteres mal entdecken zu können. Wer weiß, was ich dann finden werden.
Das Ende war überraschend. Es gab diesen Wendepunkt, den ich nicht glauben wollte. Den ich nicht habe kommen sehen und der für mich so gar nicht in das Buch passen wollte. Das letzte Kapitel ist durch und durch merkwürdig. Merkwürdig gut. Merkwürdig anders.
Ein kleiner Bonus ist die Freundin des Erzählers, Lea. Ich mag wie sie mir der Freundschaft umgeht und wie sie ihren Freund für die Suche nach seinem besten Freund gehen lässt.