Eine Reise zu sich selbst und zu den Geistern der Vergangenheit

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monika_brigitte Avatar

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Der Protagonist begibt sich auf eine Reise. Eine Reise durch Kambodscha, zum Dschungel und auf die Suche nach seinem verschollenen besten Freund Felix. Dabei findet er zu sich selbst und zu den Geistern der Vergangenheit. Oft heißt es, der Weg sei das Ziel – bei diesem Roman trifft dies absolut zu.

Der Leser begibt sich mit dem namenlosen Protagonisten zusammen auf diese Reise, auf die Suche nach Felix. Diese Reise durch den Roman bringt einen zum Nachdenken, über das Leben, den stressigen Alltag und dem Sinn dahinter. Durch anschauliche Vergleiche und Metaphern schafft es Karig die Freundschaft des Ich-Erzählers zu Felix gekonnt zu beschreiben. Der Leser fühlt sich am Ende der Reise dieser Figur so nahe, als würde er ihn selber kennen. Der Plot Twist am Ende der Reise kam einerseits erwartet, andererseits völlig unerwartet – überraschend aber nachvollziehbar.

Philosophische Themen werden in diesem Roman behandelt ohne dabei belehrend wirken zu wollen. Nicht wie findet man zu sich selbst, sondern was ist dieses „selbst“? „ Bevor man verschwindet, muss man erst einmal da sein. Sich selbst gefunden haben. Und dieses ‚Selbst‘ definieren, das wir uns heute als eine Entität denken, die es zu verwirklichen und in die Welt zu bringen gilt.“ (S. 260)
Die Umwelt spielt eine zentrale Rolle und Karig spiegelt die aktuellen Probleme in seinem Roman wieder. „Das Meer ist wie ein Mensch. Es schluckt und schluckt den Müll, den man ihm zu fressen gibt. Aber irgendwann kommt alles wieder raus.“ (S. 123) Absolut zeitgenössisch und brisant.

Der pfiffige Einbau von Songzitaten aus den Vierzigern bis in die Gegenwart holt den reisenden Leser beim Bekannten ab und erschafft Vertrautheit. Vom Dschungelbuch Song „Ich bin der König im Affenstall“ über Queen, Pink Floyd und Sinéad O’Connor bis zur eigenen Band des Autors. Friedemann Karig selbst arbeitet nämlich auch als musikbegeisterter DJ. Nach seinem Sachbuchdebüt „Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie“ versucht sich der Autor nun an diesem Roman. Dabei beleuchtet er wieder die Beziehungen zwischen Menschen, aber dieses Mal in anderer Form und mit anderen Schwerpunkten.

Ein gelungener Roman über das Leben, die Liebe und die Reise zu sich selbst. Empfehlenswert für alle lesebegeisterten Lebensreisenden und solche, die es werden wollen.

Friedemann Karig| Dschungel| ullstein Verlag|02.05.2019|381 Seiten|22,00 €