Freundschaft und Rebellion

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lunamonique Avatar

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„Dschungel“ ist nach „Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie" das zweite Buch des Autors Friedemann Karig. Die Suche nach dem verschwundenen Freund führt zum eigenen Ich.

Vier Wochen und zwei Tage hat sich Felix weder bei Freunden noch Familie gemeldet. Seine Mutter bittet seinen besten Freund, ihn in Kambodscha zu suchen und nach Hause zu bringen. Eine Reise ins Ungewisse beginnt. Lebt Felix noch? Ist er freiwillig untergetaucht oder längst tot?

„Wenn man mit Felix zusammen war, konnten sich die Ladungen ändern, die Statik eines Moments, einer Geschichte, wie in einem Traum, in dem man eben noch der Gute war und plötzlich als Bösewicht gejagt wurde. Ich konnte damit umgehen, hatte es lernen müssen. Fremde verstanden das nicht.“ Zwei Männer verbindet eine ungewöhnliche Freundschaft. Kindheits- und Jugend-Erinnerungen wechseln mit der Suche nach Felix ab. Felix mit seinen Extravaganzen, immer auf der Suche nach Extremen, neugierig, unvernünftig, wild. Was hat ihn nach Kambodscha geführt? Warum ist er verschwunden? Das Rätselhafte bildet den roten Faden der Geschichte und sorgt für eine unterschwellige Spannung. Der Ich-Erzähler, Spitzname „Doktor“, bleibt namenlos. Es geht um gemeinsame Geheimnisse, Manipulation, Lektionen und Abgründe. Die Suche stellt vor Herausforderungen. Sich überwinden, Fremde fragen, Spuren suchen, die Ungewissheit im Nacken. Irrwege führen ins Nichts. Dann wieder ein Fünkchen Hoffnung. Wer weiß oder verschweigt etwas? Der suchende Freund überschreitet Grenzen, bringt sich in Gefahr. Anfangs nimmt einen die Geschichte gefangen. Der eigenwillige Erzählstil lässt Atmosphäre aufkommen. Eine Wendung kommt etwas spät, ist aber gut gelungen. Mit den Aussteiger- und Hippie-Begegnungen nimmt das Tempo ab. Ein Aufenthalt erscheint zu lange. Hoffnung, stoische Geduld, Verzweiflung. Zum Ende dreht die Geschichte noch einmal voll auf. Mut, Energie und Wagnisse. Der Ich-Erzähler wächst über sich hinaus. Irrwege und Täuschungen sind gelungen. Die Wahrheit geht unter die Haut.

Der Titel wirkt schlicht, passt aber zum Inhalt. Das Chamäleon ist mit dem blauen Hintergrund gut in Szene gesetzt. „Dschungel“ verpackt das Rebellion in eine ungewöhnliche, teils schräge Geschichte. Berührend ist der Zusammenhalt zwischen zwei Freunden, der immer wieder zu Ausnahmesituationen führt.