Ratlos

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sago Avatar

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Felix ist verschwunden. Was eigentlich ein Glück sein sollte. Denn, so erfahren wir in jeder Menge Kindheits- und Jugenderinnerungen des namenlosen Ich-Erzählers, Felix ist hochgradig manipulativ, umgarnt seinen Freund, um ihn dann immer wieder im Stich zu lassen, verbringt seine Zeit mit Klauen, obwohl er im Wohlstand lebt, nimmt Drogen, quält engagierte Lehrerinnen, beschimpft sinnlos Frauen und nutzt sie aus....
Die letzte Spur führt nach Kambodscha. Aus Gründen, die wohl nur der Protagonist und der Autor kennen, lässt sich der Erzähler von Felix' Mutter motivieren, Felix in Kambodscha zu suchen. Damit gefährdet er seinen Job und die Beziehung zur Freundin, was ihn kaum zu berühren scheint.

In Kambodscha angekommen, tritt die Suche dann lange auf der Stelle. Die eingestreuten Erinnerungen haben mich nicht gepackt, zum Teil hätte ich sie gern einfach überblättert. Die Fäkalsprache nervte und Kapitel mit einer Überschrift wie "Kotze" und entsprechendem Inhalt brauche ich persönlich nicht.
Mit zunehmender Zeit in Kamboscha scheint die Persönlichkeit des Erzählers immer mehr zu dissoziieren. Er redet permanent mit sich selbst und mit Fantasiefiguren. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob Felix überhaupt existiert oder er und der Erzähler eine gemeinsame, aber gespaltene Persönlichlkeit sind. Das ist raffiniert gemacht, zerrte aber auch gewaltig an den Nerven. Das große Geheimnis, dass Felix' Charaktermängel rechtfertigen soll, ist zwar traurig, aber in seiner Häufigkeit in Literatur und Film mittlerweile klischeehaft geworden.
Als das Buch zu Ende war, war ich leider wirklich froh, den drogenvernebelten Gedanken der unsympathischen Protagonisten nicht mehr folgen zu müssen. Warum das Buch als eine Hymne auf das Jungsein gehandelt wird, ist mir schleierhaft. Wessen Jugend so aussieht, der kann einem nur leidtun.