Für Sommer, Sonne, Strand

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laberlili Avatar

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Leider hat auch dieser Roman für mich das „Mittleres-Drittel-Problem“, das ich persönlich seit wenigen Jahren beim Gros der romantischen Erzählungen wahrnehme und mit dem ich einen entsprechend platzierten Teil der Geschichte meine, in dem nicht wirklich groß etwas passiert, und bei dessen Anfang man bereits das Gefühl hat, die Geschichte wäre im Grunde genommen längst auserzählt.
In diesem Falle fasst die Buchbeschreibung das erste Drittel bereits weitgehend zusammen: Nela und Max lernen sich in einem Brautmodengeschäft kennen; bei keinem von beiden steht eine eigene Hochzeit an, aber nun denken sie das vom jeweils Anderen, den sich beide nicht aus dem Kopf schlagen können und bis dann Max‘ Firma kurz darauf zufällig neue Räumlichkeiten genau über Nelas Geschäft bezieht, haben beide ihrem engsten Umfeld schon genug was vorgeschmachtet, dass es für ihre Freund*innen schon ein running gag ist, wie voll verknallt sie jeweilig sind… tja, Max‘ Geschäftspartner Chris nahm nun nie ein Blatt vor den Mund, wollte immer alles ganz genau wissen, wurde von Anfang an als eher extrovertierter Mensch dargestellt, dem eher nichts peinlich ist und der sich nicht scheute, in jedes Fettnäpfchen auf seinem Weg voller Elan hineinzuspringen – aber als er Nela kennenlernte, sprach er sie nicht auf ihre vermeintliche Hochzeit an? Auch dass sonst niemand der Freund*innen, die wussten, wo Nela und Max sich zum ersten Mal begegnet waren, nachhakte, „wann ist es eigentlich bei dir soweit?“, fand ich extrem unglaubwürdig, zumal diese Ignoranz auch einfach zu keiner der Figuren zu passen schien. Und nach dem ersten Drittel dachte ich wirklich, es solle einfach mal jemand bloß ganz kurz die Hochzeitsplanung ansprechen, dann könnten sich Nela und Max in die Arme fallen und sich fortan ganz direkt gegenseitig anschmachten; Roman vorbei.
Da war ich wirklich drauf und dran, dieses Buch für mich einfach für beendet zu erklären, weil ich keine Lust hatte, nu womöglich mehr als ein halbes Buch zu lesen, in dem die Hauptfiguren einander heimlich anhimmeln würden, während sie sich verfluchten, sich in wen Verlobtes verkuckt zu haben, bis endlich mal aufgeklärt werden würde, dass keiner von ihnen bzgl. seiner eigenen baldigen Hochzeit im Laden gewesen war. Dabei fand ich den Einstieg bis dahin tatsächlich sehr unterhaltsam und kurzweilig, aber die Geschichte gelangte da eben an diesem Punkt an, bei dem ich nicht erwartete, dass nun noch irgendetwas passieren würde. Bis zur Auflösung des Missverständnisses war mir „Du bist mein Lieblingsgefühl“ im Mittelteil einfach zu zäh und langatmig, ehe die Geschichte dann doch wieder etwas an Fahrt aufnahm, denn auch wenn Nela (Musik) und Max (IT) in ihren Bereichen beide als ziemliche Nerds durchgehen können, sind sie ansonsten eben doch grundverschieden; Pragmatikerin vs. Romantiker; und diese Diskrepanz zwischen oberflächlicher Anziehungskraft und „wie gut können wir wirklich miteinander klarkommen?“ hätte man meines Erachtens schon deutlich früher fokussieren können anstatt erst noch ewig dieses Missverständnis weiter totzureiten versuchen, als es im Prinzip eh schon leblos dalag.

Letztlich stellte sich dieser Roman für mich nun als eine der leichten Lektüren heraus, die ich im Sommer gerne mal am Strand lese, aber deren gedruckte Ausgabe ich nach dem Auslesen dann auch dort im Offenen Bücherschrank zurücklassen und nicht wieder mitheimnehmen würde.