Hmm…

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Auf dieses Buch wurde ich durch den Adventskalender der Autorin aufmerksam und der Klappentext hat mir sehr zugesagt, weshalb ich es übers Wochenende gelesen habe. Kyra Groh hat einen einzigartigen und unverwechselbaren Schreibstil. Sie schafft es meiner Meinung nach wie keine andere, Humor und Ernsthaftigkeit zu verbinden, was mir sehr gefallen hat. An manchen Stellen wurde es mir vielleicht ein wenig zu viel, aber dennoch habe ich die sprunghaften Gedanken der Protagonistin Nela sehr gemocht, ebenso wie ihre quirlige Art. Nela ist 30, Single, Inhaberin eines Plattenladens namens „Train Wreckord“ und so ziemlich die unromantischste Person auf dem Planeten. Klassische Bilder wie Heiraten, Kinder bekommen und Mutter sein, sagen ihr überhaupt nicht zu. Doch es ist einem Abend mit ihren besten Freund:innen (und vielleicht ein wenig Alkohol) verschuldet, dass sie sich ausgerechnet an diesem Tag in dem Brautmodenladen „Something New“ einfindet und Hochzeitskleider anprobiert. Obwohl Heiraten garantiert nicht auf Nelas Agenda steht. Und genau in diesem weißen Kleid läuft sie Max über den Weg, 33, IT-Nerd, ebenfalls Single und hoffnungsloser Romantiker – der natürlich denkt, sie würde bald heiraten. Wieso auch sonst trägt man in einem Brautmodenladen ein Kleid? Nela hingegen nimmt an, dass er ebenfalls etwas derartiges vorhat – und so ist der Grundstein des Missverständnisses, auf dem die Handlung aufbaut, gelegt.
Wie es der Zufall so will, zieht Max’ kleine IT-Firma in die Räumlichkeiten im Stock über Nelas Laden, und so laufen die beiden sich zwangsweise immer häufiger über den Weg. Zwischen den beiden knistert es so sehr, dass fast die Sicherung durchbrennt. Aber eine verlobte Frau fasst man nicht an, richtig? Und ein Mann, der einer anderen versprochen ist, ist tabu, richtig? Mit der winzigen Ausnahme, dass sie eigentlich beide ziemlich singlepringelig sind … Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Ich brauchte zwar einige Zeit, um mich mit Nelas Charakter anzufreunden, letztendlich mag ich es jedoch gern, dass sie so ist wie sie ist. Ich fand es auch schön, von einer Protagonistin zu lesen, die Probleme hat, sich ihre Gefühle einzugestehen und damit umzugehen;
genauso mochte ich es, zu lesen, wie viel Gewicht solche starken Gefühle sein können. Nelas Entwicklung gefiel mir.
Max war mir von Anfang an sehr sympathisch. Er ist durch und durch der ruhige Denker, was bei mir beim Lesen auch genau so ankam. Nach dem ersten Aufeinandertreffen hatte ich den Eindruck, dass sich die Geschichte ein wenig zieht, sodass ich mich zum Weiterlesen überreden musste.
Nichtsdestotrotz habe ich die Freundesgruppe von Nela und die von Max sehr gemocht. All die Nebencharaktere waren mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, was mir sehr zugesagt hat.
Ich habe mich von Anfang an darauf eingestellt, dass das Missverständnis (logischerweise) einen wichtigen Stellenwert in der Geschichte einnehmen wird. Trotzdem finde ich, dass sich die Auflösung etwas gezogen hat und das vielleicht auch einer der Gründe war, wieso mir die Story an manchen Stellen doch etwas langatmig vorkam. Immerhin müssten die beiden nur einmal miteinander reden, und um herauszufinden, ob jemand einen Partner hat, muss man nicht direkt danach fragen. Beispielsweise geht es zu Beginn um eine Party, wo man einfach fragen hätte können: „Möchtest du deinen Verlobten auch mitnehmen?" - Und zack, Missverständnis geklärt. Aufgrund dessen hat mir an manchen Stellen einfach die logische Komponente gefehlt.
Die fehlende Kommunikation hat sich aber irgendwie durch das ganze Buch gestreut, aber vielleicht ist das auch einfach Typsache. Ich bin ein offener Mensch und rede gern mit anderen Menschen, und ich kann durchaus verstehen, wenn das anderen nicht so geht. Trotzdem hätten - wie schon gesagt - manche Konflikte vermieden werden können, wenn man einfach miteinander redet (und ich dachte eigentlich, da die Protagonist:innen ja 30+ sind, dass das eher der Fall wäre).
Was mir sehr gefallen hat, war das Musikthema. Nela kennt sich eben wirklich aus und die Art und Weise, wie Max mit ihr umgeht, fand ich auch sehr schön. Auch wenn ich die Chemie zwischen den beiden nicht ganz so wahrgenommen habe, wie ich das gern getan hätte, hat mir das Buch gefallen.
Für das Leseerlebnis vergebe ich 3,5/5
Sterne.