Die Autoren haben Recht: warum ist die Jugend so kurz und das Alter so lang?

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kleine hexe Avatar

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Dabei ist mittlerweile Ende 40 – Anfang 50 noch lange nicht alt. Zumindest wenn ich an meine Eltern oder gar Großeltern in dem Alter denke. Die heutigen Ü-50 führen ein viel gesünderes Leben, sind viel fitter, treiben viel mehr Sport, reisen viel mehr und sind viel länger im Berufsleben als die Altvorderen. Man könnte fast meinen, mit der verlängerten Lebenserwartung ist auch die Schwelle zu den Gebrechen des Alterns nach hinten gerutscht. Und trotzdem ist diese böse Zahl 50 im Raum. Als ob danach alles anders wird. Grau, öde, mit Krankheiten belastet. Ist sie aber nicht. Im vorliegenden Buch kämpft ein Ehepaar gegen die Tücken der Zahl 50. Sie versucht es mit Yoga, er wird zum Hypochonder und stellt lauter Krankheiten an sich fest. Es folgen Tangokurse, Oldie-Konzerte, teure Gesichtscremes für den gepflegten Herrn, Segeln, und einiges mehr. Und das tolle ist: sie machen fast alles gemeinsam, sind immer noch ein Paar, verstehen sich, lieben sich, ach wenn es im Bett nicht immer und auf Anhieb klappt. Denn irgendwann ist Sex nicht mehr so wichtig wie mit 20 oder 30. Ich konnte auch die Euphorie der Frau verstehen, als ein Bauarbeiter ihr hinterher pfiff. Sie war nicht unsichtbar geworden, Männer fanden sie immer noch attraktiv. Herrlich fand ich denn superteuren Grill auf dem nur ein superteures Fleisch grillen durfte, und letztlich aßen alle die Bratwürstle vom Aral. Oder der Herrenausflug nach Riga, der dann im Golfclub endet.
Gut gemacht fand ich in der Mitte des Buches die Kapitel mit Tipps und Tricks für die Alterspubertät. Welche Lieder man in dieser Phase braucht (ich persönlich – I feel good), was schenkt man jemanden der schon alles hat und gar nichts mehr braucht? (ich persönlich – ein Gutschein in meiner Lieblingsbuchhandlung), den Mut das zu essen was einem schmeckt und nicht Superfood, nicht gänzlich auf Alkohol verzichten, obwohl muss es ausgerechnet Eierlikör sein? Eine Liste mit Filmen die einen immer wieder zum Lachen bringen, wobei ich „Some like it hot“ mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon in dieser Liste vermisse.
Das Coverbild passt hervorragend zum Titel des Buches. Der Herr mit den Geheimratsecken im T-Shirt mit Tigerprint während der Stubentiger aus seinem Körbchen guckt.
Im heiteren Plauderton vermittelt das Buch doch eine grundernste Botschaft: Habt nicht Angst vor dem Vergehen der Zeit. Wir werden nicht älter. Nur reifer!