Grace

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Perfekt, so könnte man das Leben der Paartherapeutin Grace beschreiben. Sie hat einen wundervollen Ehemann, der pädiatrischer Onkologe im Memorial ist, einen kleinen Sohn und eine gutgehende Praxis. Nun steht auch noch ihr allererstes Sachbuch vor der Veröffentlichung und sie wird in ihrer Praxis von „Voque“ interviewt und fotografiert. Ein Buch mit dem etwas reißerischen Titel "Du hättest es wissen können", ihr Vorschlag " Das Gebot der Achtsamkeit" war den Verlegern zu literarisch. Thema ihres Erstlingswerkes ist die Wahl des Partners, insbesondere des Ehemannes, da bei ihr auf der „Couch“ in der Regel nur Frauen sitzen, die vom Zusammenleben mit ihrem Angetrauten so dermaßen desillusioniert sind, das sie sich Hilfe suchen müssen. Doch Grace beschönigt nichts und mit Samthandschuhen fasst sie ihre Klienten auch nicht an. Sie will schonungslos aufklären, denn liebevolle, nichtssagende Bücher zu diesem Thema gibt es genug.

Das wirklich faszinierende an diesem Buch ist die Thematik. Ich habe in meinem Leben auch schon das ein oder andere Ratgeberbuch durchgelesen und mich in der Regel immer über die anmaßende Arroganz der Autoren geärgert. Nicht der Hauch eines Selbstzweifels kann man zwischen den Zeilen erkennen. So etwas halte ich persönlich immer für wenig glaubwürdig. Hier agiert die Protagonistin sogar noch überheblicher, paart sie ihren Hochmut noch mit einer gehörigen Portion Zynismus. Eine Kombination die eine gewisse Explosivität verspricht.
Der Schreibstil ist für mich noch etwas gewöhnungsbedürftig da die laufende Geschichte immer wieder durch Rückblenden unterbrochen wird. Das stört meinen Lesefluss etwas. Dennoch, die Geschichte die der Klappentext verspricht ist so interessant, dass ich hier gerne weiterlesen möchte.