Ein gut geschriebener Roman

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kleine_welle Avatar

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Grace ist Therapeutin und wird in Kürze ihr Buch herausbringen. „Du hättest es wissen können“ wird es heißen und in diesem vertritt sie die These, dass man schon beim ersten Kennenlernen weiß, ob der potentielle Partner etwas für einen ist. Sie fühlt sich gut, denn nicht nur in ihrem Job geht alles gut, sondern auch in ihrem Privatleben läuft alles rund. Sie hat einen tollen Ehemann, der Kinderarzt ist, und einen tollen Sohn, der auf eine Privatschule geht. Doch eines Tages steht die Polizei vor der Tür, ihr Mann ist verschwunden und die beiden Polizisten stellen Fragen, die ihr ganzes Weltbild durcheinander bringt und Grace muss sich fragen: Hätte sie es auch wissen können?

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt; Davor, Während und Danach. Die drei Teile zeigen auch die Verwandlung die Grace durchmacht finde ich. Einmal die selbstbewusste, die sich nicht beirren lässt, weil ihr Mann Gutes tut und immer ehrlich zu ihr ist, dann die zweifelnde Grace, die sich auf einmal unangenehmen Wahrheiten stellen muss und zum Schluss die neue Grace, die zwar immer noch nicht ganz über die Situation hinweg ist, aber ein neues Leben anfangen möchte.
Das hat mir sehr gut gefallen, weil so ein Prozess ja nicht von jetzt auf gleich stattfindet, obwohl ich finde, dass Grace teilweise etwas zu apathisch war und noch nicht mal für ihren Sohn gekämpft hat, sondern so sehr mit Leugnen beschäftig war, dass sie vieles um sich vergessen hat. Ganz am Anfang kamen schon manchmal Dinge zu tage, die einen vermuten ließen, dass Grace anscheinend auch Wahrheiten verdrängt. Jedoch wird dies im zweiten Teil etwas klarer, wo ihr z.B. „einfällt“, dass Jonathan schon einmal für ein paar Tage verschwunden war. Doch im dritten Teil kommt dann alles ans Licht und sie muss sich einfach damit auseinander setzen.
Ich finde den Roman sehr toll geschrieben und auch die Unterteilung in diese drei Teile finde ich gut gewählt. Manchmal kommt mir Grace zwar etwas sehr naiv vor, wenn sie z.B. Jonathan immer noch verteidigen will oder ihn um jeden Preis vor „Kleinigkeiten“ des Alltags schützen will, weil er ja einen so schweren Job auf der Krebsstation hat. Vor allem im Hinblick darauf, dass Grace Therapeutin ist und es vielleicht besser wissen sollte, aber wahrscheinlich ist man für sein eigenes Leben einfach blinder als für die Leben anderer. Sehr gut finde ich auch, dass der Roman nicht so aufbauschend geschrieben ist und sich zu sehr auf die Ermittlungen bezieht, sondern wirklich der Focus auf Grace bleibt und ihren inneren Kampf mit sich.

Mein Fazit: Das Buch ist ein ganz toller Roman der aufzeigt, dass nicht immer alles so zu sein scheint wie es ist. Manchmal wollen wir einfach nur bestimmte Dinge sehen und ignorieren oder verdrängen unangenehme Wahrheiten.