Du

Ausgefallene Schreibperspektive

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schlumeline Avatar

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Die Leseprobe entführt den Leser hier in verschiedene Episoden, die allesamt aus der Sicht des "Du" beschrieben werden. Eine merkwürdige Stimmung, eine ausgefallene Schreibperspektive und wie soll es anders sein: Sofort nimmt mich Zoran Drvenkars Schreibstil gefangen.

Im Jahr 1995, im November, Stau auf der Autobahn, Nacht, "Du", der Reisende, steigt von einem PKW in den nächsten, er mordet. Die Zeitungen titeln: Masenmord auf der Autobahn. Die Schilderungen der Morde sind klar, ausdrucksvoll und ohne Schnörkel beschrieben. Das kalte Grausen kann einen bei der Vorstellung überkommen, was da geschieht und welcher Sinn wohl dahinter stecken soll. Wen kann solch ein Morden zufrieden stimmen, wem kann es einen süßen Geschmack auf der Zunge bescheren?

Aber der Leser erfährt noch mehr. Ragnar findet seinen toten erfrorenen Bruder. Im Sommer, erfroren. Wie kann das sein? Was ist der Grund? wurde er getötet?

Stinke ist im Kino, macht eine neue Bekanntschaft. Dieser Mann wird von ihrem Freund misstrauisch beäugt, aber Stinke geht mit ihm. Sie steigt ein in seinen roten Jaguar mit Hamburger Kennzeichen.

Und Rute? Sie liegt im Bett. Mit ihm. Was geschieht weiter??

Die Leseprobe fasziniert, aber lässt mich auch völlig im Unklaren zurück. Noch erschließen sich mir die Zusammenhänge nicht wirklich und ich bin auf die Verknüpfung der einzelnen Szenen gespannt.

Die Hörprobe jedenfalls gibt schon etwas mehr Einblick. Stinke hat Darians Vater niedergeschlagen, er lebt noch, aber ihm geht es nicht gut. Er kann nicht aufstehen, sich seine eigene Kotze nicht wegwischen. Darian findet ihn, aber hilft ihm nicht. Er hat erfahren, dass sein Vater seinen besten Freund getötet hat und deshalb ist der Vater nicht mehr der Vater: Du bist nicht mehr mein Vater.

Die Stimmung in der Hörprobe ist düster. Dieses Zusammentreffen der beiden Männer in dieser merkwürdigen Situation wird von Matthias Brandt als Sprecher hervorragend herausgearbeitet. Ich bin fasziniert und begeistert.

Der Trailer, der die Geschehnisse auf der Autobahn verdeutlicht zeichnet ebenfalls diese Stimmung, die düster und grau über der ganzen Leseprobe hängt.