Wohin führt die Dublin Street?

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Im Prolog begegnet der Leser der 14-jährigen Jocelyn, die sich gerade sehr in eine Mathestunde an ihrer amerikanischen Highschool langweilt, als der Unterricht plötzlich von der Rektorin und drei Polizeibeamten unterbrochen wird. Diese haben die schlimme Aufgabe, Jocelyn mitzuteilen, dass ihre Eltern und ihre Schwester bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Acht Jahre später wird die Geschichte von Jocelyn, die sich seit dem Tod ihrer Familie nur noch "Joss" nennt, weitererzählt. Joss hat gerade ihr Studium in Schottland abgeschlossen und will sich fortan als Schriftstellerin versuchen. Da ihre Freundin und Mitbewohnerin nach dem Studium nach London gezogen ist und sie wegen Eigenbedarfs des Vermieters ihre Wohnung verliert, macht sie sich auf die Suche nach einer neuen WG. Auf dem Weg zu einer Wohnungsbesichtigung in der Dublin Street muß sie sich durch einen Zufall ein Taxi mit einem Mann teilen, der sie merkwürdigerweise auf erotische Weise extrem anspricht. Und das, obwohl er rein optisch garnicht ihr Fall ist und sie sich sonst scheinbar immer im Griff hat. Joss entzieht sich dieser angespannten Situation, in dem sie das Taxi verfrüht anhält. In ihrer neuen möglichen Wohnung angekommen, trifft sie auf die etwas verrückt wirkende Ellie, die ihr jedoch durchaus sympathisch ist. Die neue Wohnung überzeugt Joss außerdem durch eine exclusive Ausstattung und unerwarteten Luxus. Ellie hat diese Wohnung von ihrem gutaussehenden, reichen und erfolgreichen Bruder zur Verfügung gestellt bekommen und diesen überzeugen können, dass eine Mitbewohnerin zusätzliche Einnahmen für diesen bedeutet. Und Ellie entscheidet, dass Joss diese Mitbewohnerin sein wird.

Im Prolog merkt man deutlich, dass die Autorin Erfahrungen beim Schreiben von Jugendbüchern hat, den der Text erinnert an einen Highschool-Jugendroman. Im weiteren Verlauf der Leseprobe verliert sich jedoch dieses Gefühl. Die Geschichte hat Joss zum Mittelpunkt, der Leser "erlebt" mit ihr gemeinsam die Ereignisse und übernimmt so ihre Sicht und ihre Bewertung der anderen Charaktere. Obwohl Joss der Mittelpunkt der Geschichte ist und der Leser auch einen Blick in ihr Innenleben bekommt, wirken die Beschreibungen eher distanziert. Vielleicht verdeutlicht dies aber auch nur die sehr kontrollierte und distanzierte Art, die Joss seit dem Tod ihrer Famile zum Selbstschutz an den Tag legt. Allerdings hat dieser Stil zur Folge, dass der Leser zu den Charakteren auf Distanz bleibt und trotz Beschreibungen entsteht zunächst kein wirkliches Bild der Hauptpersonen (außer vielleicht von Ellie). Bei der Beschreibung der plötzlichen Erotik im Taxi zieht die Autorin zwar alle Register, aber selbst dort bleibt diese Distanz spürbar. So hat die Leseprobe zwar etwas geheimnisvolles ist aber gleichzeitig etwas oberflächlich und zumindest in Teilen durchschaubar. Insgesamt ist der Text leicht zu lesen und man kann der Geschichte gut folgen.

Ehrlich gesagt habe ich mir das Cover scheinbar nicht richtig angeschaut, denn sonst wäre ich, wenn ich den anderen Leseeindrücken glauben darf, wohl mit einer anderen Erwartung an diese Leseprobe heran gegangen. So habe ich mit einer durch ein Geheimnis-geprägten Liebesgeschichte gerechnet, bei der es hauptächlich, um die Auflösung und die Überwindung des Geheimnisses geht und um die Überwindung von Mißtrauen. Viel mehr scheint es aber, soweit die Leseprobe es andeutet (und auch der Klappentext, wenn man ihn aufmerksamer als ich liest), um einen Erotik-Roman zu gehen. Ich habe bisher Shades of Grey nicht gelesen (nur eine Leseprobe) und kann somit keinen Vergleich dazu anstellen, jedoch befürchte ich nach der Leseprobe, dass das Buch womöglich eine flache und durchschaubare Handlung hat. Wann immer ein Trend die Literaturbühne betritt und überzeugt, folgen dem einen oder auch einzelnen guten Trendsetter-Romanen viele nicht ganz so gute. Ich kann nach der Leseprobe nicht so genau entscheiden, ob die Autorin mit ihrem Werk nicht nur auf den "Shades of Grey"-Zug aufgesprungen ist. Die Erotik ist bei mir beim Lesen jedenfalls nicht wirklich angekommen, da habe ich-auch ohne Shades of Grey-schon Besseres gelesen, bzw. konnten andere Autoren mir die erotischen Moment näher bringen (und zwar in Büchern dir nicht primär Erotik-Roman hießen).  Wenn ich aber die Erotik mal außer acht lasse, weiß ich noch nicht so genau, wo diese Geschichte hin will. Ich weiß nicht, ob mich dieses Buch tatsächlich doch noch überzeugen kann, ob es vielleicht doch noch unerwartetes zu erwarten gibt, ob die Entwicklung der Charaktere spannendes verbirgt...ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht...deshalb erstmal verhaltene zwei Sterne von mir