Im Clinch zwischen Liebe und Sex

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Zum Inhalt:
Die noch sehr junge Jocelyn Butler verliert auf einen Schlag ihre Eltern und ihre jüngere Schwester durch einen Verkehrsunfall. Das wirft sie aus ihrer Bahn und sie beginnt, ihr Leben in kontrollierten Bahnen ohne Gefühle aufzubauen. Mit 22 Jahren, nach ihrem Studium, will sie sich nun eine Welt einrichten, in der alles was mit grossen Gefühlen und Liebe zu tun hat, keinen Platz haben soll. Doch da trifft sie auf einen jungen Mann, der sich nicht einfach so von ihr abfertigen lassen will und es beginnt eine aus Sicht von Jocelyn völlig in einem neutralen Umfeld sich abspielende freundschaftliche Beziehung. Ob das so auf Dauer eine tragfähige Geschichte werden kann, ist Gegenstand dieses Buches.

Mein Eindruck:
Was mich schon in der Leseprobe überzeugt hatte, ist der gute, flüssige Schreibstil. Schön und unterhaltsam konnte man sich in das Geschehen vertiefen.
Etwas weniger berauschend sind der Autorin aber die Darstellung der handelnden Personen gelungen. Während die beiden Hauptprotagonisten Joss und Braden unfertig skizziert aber noch einigermassen greifbar erkenntlich waren, wurden die weiteren wichtigen Personen nur sehr diffus beschrieben.
Diese etwas oberflächliche Art hat sich auch auf die Handlung durch das ganze Buch fortgesetzt. Da wird eine Lebensart in einer Stadt beschrieben, wie sie klischeehafter kaum sein könnte. Sie, Joss, ist eine begüterte junge Frau die eigentlich eher zu ihrer Zerstreuung denn aus wirtschaftlichen Gründen, als Aushilfe in einer Bar jobbt und sich jetzt einfach hinsetzt und Schriftstellerin werden will. Eine junge Frau, deren Gefühlswelt sich in einem totalen Chaos bewegt, fernab von jeglichem Realitätsansatz existiert. Und daneben der junge, natürlich sehr erfolgreiche junge Mann dem alles was er will einfach in den Schoss fällt. Ein von sich masslos überzeugter Macho der gehobenen Klasse.
Dieses Leben spielt sich also fast ausschliesslich zwischen der Wohnung von Joss mit viel Fernsehkonsum und dem Besuch von Nachtklubs und Bars mit Bekannten und Freunden ab.
In der anfänglichen Bekanntschaft von Joss mit Braden verändert sich mit der Zeit die Gefühlswelt in eine Richtung, die Joss auf keinen Fall haben will.
Ab ungefähr der Mitte des Buches nehmen dann die ausschweifenden Schilderungen über den Vollzug und die Befriedigung von fleischlicher Lust in einem Ausmass zu, die für mich in einem solchen Umfang abschreckend wirkten. Hier hat die Geschichte markant verloren. Dass die Autorin sich so ausgiebig in erotischen Schilderungen verliert, ist unverständlich. Etwas weniger den karnickelhaften Erzählungen, dafür etwas mehr Gefühle und Emotionen, hätte die Geschichte deutlich aufgewertet.
Insgesamt hat sich für mich nach anfänglichem Spannungsaufbau der Bogen aber kaum noch bewegt und sich eigentlich eher mehr nach unten bewegt. Da haben auch die erotischen Schilderungen nichts dagegen beigetragen.
Und so ist letztlich auch der Schlussteil des Buches eher schablonenhaft und vor allem das Verhalten von Joss nur schwer und eher unglaubhaft nachvollziehbar, beschrieben worden.

Fazit:
Ein Buch, das mich bis etwa in die Mitte gefesselt hat und danach aber stark abgefallen ist. Es hat sich über weite Strecken nichts oder fast nichts, vor allem nicht bei Joss, weiterentwickelt. Wem eine Geschichte mit zwei überzeichneten Protagonisten im Banne der unverbindlichen Lusterfüllung zusagt, wird mit diesem Buch zufrieden werden. Mich hat dieses Buch leider nicht vom Sockel gehauen.