"Dunkel" passt perfekt - in mehr als einer Hinsicht

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hiclaire Avatar

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Der Einstieg in diesen Thriller war ganz nach meinem Geschmack. Endlich mal kein Prolog mit einer Psycho-Folter- oder sonstigen Spannungsgewaltszene, sondern ein Verhör in der Teeküche – unaufgeregt und gut geschrieben. Hulda vermittelt hier das Bild einer klugen und erfahrenen Ermittlerin. Ein Eindruck, der sich im Laufe der Geschichte einerseits festigt, andererseits aber trotzdem leicht verschwimmt, jedenfalls habe ich das so wahrgenommen.

Hulda Hermannsdóttir ist Kommissarin kurz vor ihrem „verdienten“ Ruhestand, dem sie momentan allerdings noch recht skeptisch gegenübersteht. Die Eröffnung ihres Vorgesetzten, dass sie ihren Schreibtisch am besten sofort räumen soll, weil bereits ein junger Kollege darauf wartet, frustriert sie noch mehr. Halbherzig bekommt sie von ihrem Chef die Zusage, sich noch einen der ungelösten Fälle vornehmen zu dürfen… Ihre Wahl ist schnell getroffen, ein ungeklärter Todesfall, der seinerzeit in den Händen eines wenig motivierten Kollegen lag und den sie unbedingt lösen will.

Eine interessante Konstellation und eine Hauptfigur, mit der ich, zumindest über weite Strecken, etwas anfangen konnte. Auch das hat sich mit der Zeit etwas relativiert, irgendwann war es mir ein bisschen zu viel Hadern mit dem Alter und dem „sich-ungerecht-behandelt-fühlen“. Zur Entwicklung der Figur Hulda kann bzw. sollte man an dieser Stelle nicht allzu viel sagen, weil gerade das einen wichtigen Teil der Spannung ausmacht. Nach und nach entsteht ein Bild ihrer Persönlichkeit und ihres Lebens, das sie zu der Person hat werden lassen, die wir hier kennenlernen. Sie ist definitiv das zentrale Element, obwohl die Ermittlungen zu dem ungeklärten Todesfall durchaus präsent und auch spannend sind.

In diesem Krimi/Thriller werden Landschaft und Atmosphäre Islands stimmungsvoll eingefangen, der Autor wirft jedoch kein allzu gutes Licht auf Islands Behörden und deren Umgang mit Asylbewerbern.

Der flüssige, unkomplizierte Stil, die sehr kurzen Kapitel und der großzügige Druck sorgen dafür, dass sich dieser Krimi flott lesen lässt.

Obwohl meine anfängliche Begeisterung mit der Zeit leicht abgeflacht ist, hat mir das Buch gut gefallen und ich bin gespannt auf die Folgebände, die in der Zeit zurückgehen werden – ein ungewöhnlicher Ansatz. Ich hoffe darauf, dass sie vielleicht etwas weniger „dunkel“ ausfallen ;), wobei ich „Dunkel“ für einen hervorragenden Titel halte, passt er doch in mehr als einer Hinsicht perfekt!