Dunkler Sommer

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mia-w Avatar

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Was für ein Buch, was für ein Autor - der Island-Krimi "Dunkel" von Ragnar Jónasson hat mir zwischenzeitlich die Sprache verschlagen und dem Atem geraubt. Und das will für mich als alteingesessene Krimileserin schon etwas heißen. Aber von vorne:

Kommissarin Hulda Hermansdóttir wird ein halbes Jahr vor ihrer Pensionierung vorzeitig in den Ruhestand geschickt - sie soll Platz machen für einen jüngeren Kollegen. Das passt der alleinstehenden Ermittlerin gar nicht, denn sie fürchtet sich vor einem Lebensabend ohne Aufgabe und Gesellschaft. Zwei Wochen bleiben ihr, um einen alten Fall wieder aufzunehmen - und, wenn es nach ihr geht, auch zu lösen. Mit diesem Triumph möchte sie sich von ihrem Chef verabschieden. Voller Tatendrang macht Hulda sich an die Arbeit und kommt dabei einer dunklen Wahrheit auf die Spur...

Jónasson, der aus mir unerfindlichen Gründen bisher komplett an mir vorbeigegangen ist, hat einen furiosen Auftakt der Trilogie um Kommissarin Hulda hingelegt. Das immerhin gut 360 Seiten starke Buch wurde von mir innerhalb von 24 Stunden geradezu verschlungen. Grund war sicher neben der Geschichte auch die eindringliche und ohne Schnörkel daherkommende Erzählweise - wobei ich nicht zu beurteilen vermag, ob die Tatsache, dass "über Umwege" übersetzt wurde (die Überstzung ins Deutsche wurde anhand der englischen Version vorgenommen), daran vielleicht auch einen Anteil hat. Hauptsächlich hat mich jedoch die Story gefesselt, die in ihrer Schlichtheit mir einmal wieder vor Augen geführt hat, dass gute Geschichten nicht verschachtelt oder konstruiert sein müssen, sondern dass die besten Geschichten direkt vor unserer Nase stattfinden. In diesem Fall mündet diese gute Geschichte in ein schier unfassbares Ende, das die Leserin allein mit ihren Gedanken zurücklässt - in Island, zu Beginn eines dunklen Sommers...