Spannender Fall mit beeindruckender Ermittlerin

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Hulda Hermannsdottir, Kommissarin bei der Polizei in Reykjavik, steht bald vor ihrer Pensionierung. Doch nun soll sie noch frühzeitiger ihren Stuhl räumen, um einem jüngeren Kollegen Platz zu machen. Das einzige Zugeständnis, das sie von ihrem Chef bekommt: Sie darf sich einen alten Fall, einen cold case aussuchen. Für die Lösung hat sie dann zwei Wochen Zeit. Hulda wählt bewusst den ungeklärten Tod einer jungen Frau, die tot im Meer aufgefunden wurde. Die 27jährige Russin lebte seit vier Monaten als Asylbewerberin in Island. Die Ermittlungen wurden damals mehr oder weniger schlampig von einem Kollegen durchgeführt, der schließlich den Fall als Selbstmord abschloss. Doch Hulda hat daran Zweifel. Denn die Genehmigung des Asylverfahrens stand kurz vor ihrem Abschluss und somit gab es eigentlich keinen Grund für einen Selbstmord. Bei ihren Ermittlungen stößt Hulda auf so manches Rätsel und bringt dabei sich selbst in Gefahr.
„Dunkel“ ist der erste Teil der Hulda-Trilogie. Teil 2 „Insel“ und Teil 3 „Nebel“ sollen im Juni bzw. September 2020 noch folgen. Der Name „Hulda-Trilogie“ ist bewusst gewählt, denn schon bei dem vorliegenden „Dunkel“ liegt der Fokus eindeutig auf der Ermittlerin. Hulda ist eine einsame, wenngleich auch charakterstarke und interessante Person. Obwohl sie eigentlich eine der besten Ermittlerinnen der Reykjaviker Polizei ist, wurde sie bei Beförderungen regelmäßig übergangen. Hulda ist auch nicht gerade ein Teamplayer, eher fühlt sie sich als einsamer Wolf. Eine Familie hat sie auch schon lange nicht mehr und so bedeutet eine Pensionierung für sie nichts anderes als jede Menge Einsamkeit und Isolation. Doch zum Glück gibt es da einen Arzt in Ruhestand zu dem sich langsam zarte Bande entwickeln.
So interessant die Figur Hulda ist, der Fall der ertrunkenen Russin ist mindestens genauso spannend. Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar und man kann gut miträtseln Da die Kapitel recht kurz gehalten sind, fliegt man praktisch durch das Buch. Dazwischen erfährt man auch immer wieder in Rückblicken kleine, aber schwergewichtige Teile aus Huldas Leben, die starken Einfluss auf die Entwicklung ihres Charakters haben. Ebenso gibt es Einblicke auf die Sichtweise des Opfers und wie es sich gefühlt haben muss.
Das Ende ist dann völlig überraschend und wirft gleichzeitig so viele Fragen auf, dass die Folgebände einfach unverzichtbar sind. Teil zwei und drei sind chronologisch umgekehrt, also in der Vergangenheit von „Dunkel“ angesiedelt und werden wohl einige Erklärungen liefern.
Für mich war „Dunkel“ ein richtiges Highlight. Der Fall sehr spannend und Hulda ist wirklich eine sehr komplexe und spannende Figur, ich freue mich schon auf die Folgebände.