Vergleichsweise spannender Kriminalroman, der für den Leser einige Überraschungen bereithält!

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Inhalt
Kommissarin Hulda Hermannsdóttir ist 64 Jahre alt und befindet sich in ihrem letzten Dienstjahr vor der Pensionierung, der sie mit Unbehagen entgegensieht, da sie nach dem Tod ihrer Tochter und ihres Mannes vor vielen Jahren alleinstehend ist. Als ihr Chef sie in den vorzeitigen Ruhestand schicken will, um ihr Büro mit einem jungen Mitarbeiter zu besetzen, ist sie schockiert und bittet sich aus, noch einen ungeklärten Fall bearbeiten zu dürfen. Sie entscheidet sich für den Fall der russischen Asylbewerberin Elena, deren Leiche ein Jahr zuvor in einem Fluss gefunden wurde. Alexander, der ebenso inkompetente wie faule Kollege, der für den Fall zuständig war, hat diesen als „Unfalltod durch Ertrinken oder Selbstmord“ zu den Akten gelegt, doch Hulda kommen einige Umstände verdächtig vor…

Beurteilung
Die Handlung des Romans wird auf drei Zeitebenen erzählt. Neben der Haupthandlung, die Huldas Ermittlungen im cold case der verstorbenen Asylbewerberin schildert, gibt es Kapitel, die das Leben einer unverheirateten Mutter und ihrer Tochter in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg schildern. Ein dritter, kursiv gedruckter Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem Ausflug einer nicht namentlich genannten jungen Frau mit einem seltsamen Mann in die menschenleere verschneite Berglandschaft außerhalb Reykjavíks.
Hulda ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Zunächst wirkt sie wie eine ruhige, kontaktarme ältere Frau, in deren Leben es jenseits des Berufs nichts Bemerkenswertes gibt. Im Beruf wurde sie offenbar trotz guter Leistungen zugunsten männlicher Kollegen übergangen. Es zeigt sich allerdings, dass Hulda ihrem Chef gegenüber immer bestimmter auftritt und auch bei ihren Ermittlungen entpuppt sie sich als äußerst beharrlich und verbeißt sich wie ein Terrier in ihren letzten Fall.
Der Leser erfährt durch die wechselnden Handlungsstränge nicht nur mehr als Hulda über die Vorgänge, die seinerzeit zum Tod der jungen Russin führten, sondern er lernt auch alle Facetten von Huldas Persönlichkeit und Vorleben kennen, wobei die Vorstellung von der langweiligen, harmlosen älteren Frau ad absurdum geführt wird. Durch den Perspektivwechsel und die portionsweise erfolgenden Enthüllungen ist der Roman von einer für einen isländischen Krimi recht hohen Spannung geprägt.
Der Kriminalfall ist nicht spektakulär, aber gut und glaubwürdig konstruiert. Das Faszinierendste ist jedoch die Persönlichkeit der Protagonistin Hulda, die der Leser in den beiden Folgebänden, die chronologisch früher angesiedelt sind, in deren jüngeren Jahren wiedertreffen kann.

Fazit
Ein vergleichsweise spannender Kriminalroman, der für den Leser einige Überraschungen bereithält!