Vom Ende zum Anfang

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„Dunkel“ ist der außergewöhnliche Auftakt einer Thriller-Trilogie um die wohl einsamste Kommissarin Islands, Hulda Hermannsdóttir. Die weiteren Bände „Insel“ und „Nebel“ erscheinen schon im Juli bzw. September.

Wir lernen Hulda am Ende ihrer Karriere kennen. Einige Monate vor ihrer Pensionierung muss sie verfrüht in den Ruhestand gehen, um Platz für einen jüngeren Kollegen zu machen. Da ihr das sehr schwer fällt, kann sie ihrem Chef einen letzten Fall abringen, den ungelösten Todesfall einer jungen Asylbewerberin, der bisher nicht aufgeklärt werden konnte und deshalb als Selbstmord zu den Akten gelegt wurde. Hulda stellt schnell fest, dass die bisherigen Ermittlungen zum Tod der jungen Frau sehr schlampig und oberflächlich geführt wurden und stürzt sich unter Zeitdruck in ihre Ermittlungen. Sie ist von der Ermordung Elenas, einer Russin, überzeugt und will unbedingt den Mörder finden, um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Rückschläge halten sie nicht davon ab, immer tiefer in dem alten Fall zu graben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und so wird die Ermittlung zur riskantesten ihres Lebens.

Die Handlung wird durch drei Handlungsstränge bestimmt, die sich abwechseln. Einmal schauen wir Hulda bei ihren Ermittlungen in der Gegenwart über die Schulter. Dazwischen finden sich eingeschobene Kapitel in kursiver Schrift aus Sicht des Opfers und in einem weiteren erhalten wir Einblicke in Huldas Kindheit, die recht traurig und bedrückend sind. Diese wechselnden Perspektiven und kurzen Kapitel sorgen für ein hohes Lesetempo und drehen an der Spannungsschraube. Das Ende kommt mit einem Paukenschlag und lies mich sprachlos zurück.

Kaum begonnen, hat das Buch einen großen Sog bei mir entwickelt, der es mich kaum zur Seite legen ließ. Hulda war für mich eine außergewöhnliche Protagonistin, in die ich mich sehr gut hineinversetzen konnte. Sie hat kein Privatleben, nur ihre Arbeit und ist tatsächlich sehr einsam. Ihre Kindheit war alles andere als glücklich und auch als Erwachsene hatte sie einige Schicksalsschläge zu erleiden. Ihre Tochter, die früh starb hieß Dimma, was Dunkel bedeutet. Ihr einziger Lichtblick für die Zeit nach der Pensionierung ist Pétur, ein Freund aus dem Wanderverein, zu dem sie gerade vorsichtig eine Beziehung aufbaut. Die Einblicke in ihre Vergangenheit, die sie ihm gewährt sind sehr bewegend und auch schockierend, denn sie bewahrt ein dunkles Geheimnis. Hulda ist eine komplexe Figur und wirklich großartig charakterisiert. Ich möchte unbedingt noch mehr über sie erfahren und warte schon sehnsüchtig auf den 2. Band, in dem wir die junge Hulda kennenlernen werden.

Ich fand „Dunkel“ als Reihenauftakt grandios und kann es allen Nordic Noir Fans nur wärmstens empfehlen.