Ein wirklich spannender Thriller, den ich gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

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jersy Avatar

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Ein Vater, der seine verschwundene Tochter sucht, und ein junges Mädchen aus schwierigen Verhältnissen, die in ihrer ersten Liebe und dessen Familie zum ersten Mal Geborgenheit findet: beide Handlungsstränge wirken erstmal nicht sonderlich revolutionär. Was das Buch aber ausmacht, ist wie hervorragend es geschrieben ist.

Die Autorin hat ein gutes Maß an Beschreibungen gefunden: sie kreieren Stimmung, aber sind doch minimal gehalten und auf das Wichtige beschränkt. Man konnte sich wirklich gut in die Figuren einfühlen und ich habe mich richtig mit Lelle und Meja verbunden gefühlt, obwohl sie beide in Situationen waren, die ich mir gar nicht richtig vorstellen kann und will. Ich wollte wirklich, dass alles für sie gut endet, selbst für Torbjörn, der eigentlich mehr ein Nebencharakter und „Mittel zum Zweck“ in der Geschichte ist, habe ich mir ein Happy End gewünscht. Die Figuren waren vielschichtig und glaubwürdig.

Ich mochte auch, wie die Beziehungsgeschichte geschrieben war. Sehr oft stört mich sowas in Büchern, aber hier war es ein fließender Übergang zwischen Kennenlernen und Gefühle entwickeln und wirkte dadurch glaubwürdig. Allgemein merkt man, dass die Autorin etwas von ihrem Handwerk versteht, obwohl es ihr erstes Buch ist. Beide Handlungsstränge mochte ich gleich gerne und musste mich daher nie ärgern, wenn sich der Blickwinkel geändert hat.

Schade fand ich aber, dass die fiktive Version von Lina, die sich Lelle vorstellt, nicht so eine große Rolle spielte, wie ich von der Leseprobe her gedacht hätte. Lelle gibt auch manche Spuren zu schnell auf, für meinen Geschmack: eine Minute ist jemand noch verdächtig, aber nach einem Kaffee mit ihm denkt Lelle überhaupt nicht mehr an diese Möglichkeit. Klar, er ist durch die letzten schweren Jahre schon dem Wahnsinn nah, trotzdem fand ich es beim Lesen schade, dass manche Dinge einfach nicht weiterverfolgt wurden. Das „Drama“ zwischen Mejas Mutter und Torbjörn fühlte sich konstruiert an und hatte nicht wirklich ein zufriedenstellendes Ende. Jedoch sind die meisten dieser Sachen kein großes Problem beim Lesen gewesen, mehr so Kleinigkeiten, die bei einem Debütroman schon mal auftauchen können.

Allgemein hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es war unglaublich spannend, hatte subtile Vorausdeutungen, hat mir die Charaktere nahe geführt und ein Ende, dass mich zufrieden gestellt hat, wenn es vielleicht auch schon zu perfekt war. Wenn Stina Jackson irgendwann ein weiteres Buch rausbringt, möchte ich es unglaublich gerne lesen.