Leise Töne und große Spannung

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merkurina Avatar

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"Dunkelsommer" wird Spannungsroman genannt - und ich habe mich zunächst gefragt, was das denn heißen soll. Nun, in der Tat ist es kein klassischer Schwedenkrimi, es gibt keinen ermittelnden Kommissar, der sympathische Polizeibeamte Hassan tritt jedenfalls ganz in den Hintergrund. Und es ist auch kein klassischer Psychothriller. Ehrlich gesagt: Ich fand das Buch weder besonders blutrünstig, noch ganz und gar unheimlich. Nicht sehr gruselig und über weite Strecken auch nicht völlig beklemmend. Und das fand ich dann auch angenehm für eine Sommerlektüre.
Trotzdem war Dunkelsommer für mich ein pageturner, ein Buch, das ich in einem Stück gelesen habe, sofort wieder in die Hand nahm, sobald es ging. Denn es ist ein Buch mit einer offenen Frage (Was geschah mit dem einen und dann sogar einem zweiten verschwundenen Mädchen?) und wir warten auf eine Lösung. Und die bekommen wir natürlich auch in diesem Buch.
Klar sind die menschlichen Konstellationen nicht immer einfach, sie enthalten viel Ungenügen und Unvermögen, auch Verwahrlosung bei den Paaren, insbesondere aber zwischen Eltern und Kindern. Doch die Autorin hat auch viel Zärtlichkeit für ihre Personen, die sie als suchende und trauernde beschreibt. Die meisten wollen durchaus Dinge richtig machen und können es nicht; auch Alkohol und Einsamkeit spielen eine große Rolle in diesem Buch.
Last not least ist es tatsächlich sehr nördlich, skandinavisch: Die Mitsommernächte oszillieren zwischen den Zeilen ebenso wie der eiskalte Winter im weiteren Verlauf des Buches - und beim Lesen fühlt man sich nach Schweden entführt.
Absolute Leseempfehlung von mir!