Dunkelziffer - der neue Dahl

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petzki Avatar

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Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Arne Dahl. Die Leseprobe hat mir schon gut gefallen und erinnerte mich vom Stil her gleich an den einzigen Roman von ihm, den ich vor Jahren mal gelesen habe.

Das Buch an sich fängt verwirrend an. Die ersten Seite bekommt der Leser durch eine Vielzahl aneinandergereihter Zeugenaussagen Einblick in das Verbrechen. Emily, 14, ist auf der Klassenfahrt spurlos verschwunden. Eine sofort angesetzte Suchaktion von Lehrern und Mitschülern bleibt erfolglos. Da in der Nähe drei Autos mit baltischen Kennzeichen gesichtet wurden, wird das A-Team, die Sondereinheit der schwedischen Polizei für Fälle mit internationalen Verwicklungen, auf den Fall angesetzt.

Schnell ergeben sich neue Hinweise. Drei aktenkundige Pädophile leben in der Nähe des Waldes, in dem Emily verschwand und Zeugenaussagen von Mitschülerinnen deuten darauf hin, dass Emily nicht so unschuldig war, wie ihr Alter vermuten lässt. Gibt es da einen Zusammenhang? Auch Emilys Mutter gibt Rätsel auf, ist sie doch seltsam distanziert zu ihrer Tochter.

Dann wird der Leser auf andere Fälle angesetzt. Ein Mann wird mit einer Klavierseite fast geköpft und auf einer Parkbank auf einem schönen Wanderweg oberhalb Stockholms quasi präsentiert. Eine Warnung - aber für wen? Wer ist der Mann mit nur vier Fingern an der linken Hand und was spielt er für eine Rolle? Und dann ist da noch der verschwundene Steffe Willner, der ein ungewöhnliches Skelett gefunden hat und es an dubiose Menschen verkauft. Seine Frau gibt unterdessen eine Vermisstenanzeige auf und weil diese offenbar nicht ernst genommen wird, macht sie Druck, indem sie den Ermittler wegen sexueller Belästigung anzeigt. Paul Hjelm, Chef der internen Abteilung, wird darauf angesetzt und merkt schnell, dass es nur darum geht, sich der Vermisstenmeldung anzunehmen. Er ermittelt auf eigene Faust und gerät in die Fänge des Geheimbundes Fac ut vivas.

Viele verschiedene Handlungsstränge, die zunächst nicht viel miteinander zu tun zu haben scheinen. Nach und nach entwirren sich die Fäden und der Roman gewinnt an Fahrt. Wundersam läuft auf einmal alles zusammen und erscheint in logischem Zusammenhang. Insgesamt ist das Buch spannend, aber man muss schon konzentriert dabei sein. Es sind zu viele Personen und Handlungen, um es einfach so "weg zu lesen". Aber Dahls Schreibstil gefällt mir und die Personen des Ermittlerteams sind durchweg sympatisch, haben sie doch alle ihre ganz eigenen "Macken". Manche Hinweise auf ihre Vorgeschichten gaben mir den Eindruck, etwas verpasst zu haben. Aber nicht negativ, sondern eher so, dass ich nun die anderen Bücher auch noch lesen möchte.

Das Ende des Romans ist wirklich rasant und lässt doch wieder noch Fragen offen, die dann wohl im nächsten Band gelöst werden. Allein die obstruse Philosophie des Geheimbundes Fac ut vivas, fand ich dann doch etwas zu viel. Aber Respekt vor Arne Dahl, dass er sich an die heikle Thematik Pädophilie herangetraut hat. Und er hat es gut gemacht!