Viele zusammenlaufende Fäden erzeugen Spannung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
nordlicht Avatar

Von

Wie schon bei dem Vorgängerroman "Totenmesse" sind auch bei "Dunkelziffer" die ersten ca 100 Seiten relativ verwirrend, da abwechselnd scheinbar zusammenhangslose Szenarien dargestellt werden. Zuerst wird über einen Elektriker berichtet, der im Zuge von Arbeiten an unterirdischen Leitungen ein offenbar sehr altes und außergewöhnliches Skelett findet, das er an geheimnisvolle Menschen verkauft.

Als nächstes erfährt der Leser vom Verschwinden der vierzehnjährigen Emily Flodberg, die während einer Klassenfahrt unbemerkt in den Wald ging und nicht wieder auftauchte. Die Polizei ist höchst beunruhigt, weil in der Nähe drei aktenkundige Pädophile leben. Das Stockholmer A-Team für internationale Verbrechen wird zu Rate gezogen, weil zum Zeitpunkt des Verschwindens litauische Autos beobachtet wurden.

In einem weiteren Erzählstrang wird ein namentlich nicht genannter Mann vorgestellt, der sich selbst an der linken Hand den kleinen Finger abgetrennt hat, um "etwas nicht zu vergessen" und der nun im Auto sitzt und auf etwas Bestimmtes zu lauern scheint.

Schließlich werden sowohl in Stockholm als auch im Wald, in dem Emily verschwand, männliche Leichen aufgefunden, denen mit einer Klaviersaite der Hals durchtrennt wurde.

Das A-Team verteilt sich auf die verschiedenen Ermittlungsorte. Als es, verstärkt durch einen Computerspezialisten, gelingt, die Festplatte der verschwundenen Emily zu sichten, wird allmählich deutlich, dass  alle Fälle zusammenhängen. Die Ermittlungen kreisen ab jetzt um ein großes Netzwerk von Pädophilen, die sich im Internet so gut getarnt haben, dass die Polizei gegen sie quasi machtlos ist.  Es scheint jedoch jemanden zu geben, der in den geschlossenen Kreis eingedrungen ist und nun die Kinderschänder systematisch liquidiert...

"Dunkelziffer" ist nicht nur ( vor allem zum Ende hin) sehr spannend und unterhaltsam, sondern regt auch zum Nachdenken über zeitlos aktuelle Fragen an: welchen Raum sollte die Sexualität im Leben des Menschen einnehmen? Wenn sie eine kraftspendende Quelle ist, warum wird sie dann durch erstickende Normen eingeschränkt und wer bestimmt, was überhaupt als normal gilt? Diesen Fragen müssen sich auch die Mitglieder des A-Teams stellen, über deren Beziehungen, bzw. Liebeslust und Liebesleid der Leser allerhand erfährt. Die Ermittler werden als normale Menschen mit alltäglichen Problemen geschildert, mit denen man sich identifizieren kann.

Ein lesenswertes Buch, wenn auch das Thema "Pädophilie" schwer im Magen liegt!