May Lynn kommt nach Hollywood

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wal.li Avatar

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Mit dem Vater und ein paar anderen will Sue Ellen Fische fangen. Ihr Vater bedient sich dazu recht ungewöhnlicher Methoden, doch da so das Essen auf den Tisch kommt, soll es wohl passen. Reich sind sie nicht, gerade, dass sie Lesen und Schreiben können. Nicht, dass man meinen sollte, sie seien dumm. Als sie meinen, es gäbe einen ganz besonders guten Fang, müssen sie mit Befremden aber auch ungläubigem Entsetzen feststellen, dass sie eine Leiche an Land gezogen haben. Ausgerechnet May Lynn ist es, Sue Ellens beste Freundin, die sie da aufgedunsen aus dem Wasser ziehen. Der Vater möchte sie am liebsten gleich wieder im Wasser entsorgen.
Wie urig, seltsame Charaktere, Südstaatler scheint es und irgendwie kommt einem die Geschichte so vor, als sei sie den 1940er Jahren entsprungen, in denen die Schwarzen noch nichts zu sagen hatten und arme Weiße auch nicht viel galten. Dafür floss der Alkohol reichlich und das Leben des Einzelnen galt nicht viel. So erscheint die Idee, die Leiche einfach wieder verschwinden zu lassen, gar nicht so abwegig. Doch Sue Ellen stellt sich gegen ihren Vater und die 16jährige setzt sich durch. Die Polizei, die etwa genauso viel Interesse an der Toten hat wie die anderen, wird geholt. Und nun heißt es mit Spannung abwarten, ob May Lynns Tod gesühnt werden wird. Außer Sue Ellen und ihren jungen Freunden scheint sich niemand für das Geschehen zu interessieren. Hoffen wir, dass die jungen Leute hinter das Geheimnis kommen und selbst keinen Schaden nehmen. Die Ausdrucksweise des Autors, der mir bisher unbekannt war, wirkt wie in einen Jugendbuch, was verständlich ist, da es aus der Sicht der 16 jährigen Sue Ellen geschrieben ist. Sehr plastisch beschreibt die junge Frau das Geschehen, man fühlt sich in ihre Welt hineinversetzt. Man meint das Rauschen des Wassers zu hören, den Kampf mit den Schnüren, in denen sich die Leiche verfangen hat, und man spürt mit welcher Vehemenz Sue Ellen für ihre Freundin eintritt. So gefällt es mir.