Abenteuer am Fluss

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timphilipp Avatar

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Die 16jährige Sue Ellen zieht beim Fische fangen mit ihrem gleichaltrigen, schwulen Freund Terry im Fluss Sabine River die Leiche ihrer Freundin May Lynn, dem schönsten Mädchen der Gegend mit dem Traum, Filmstar in Hollywood zu werden, aus dem Wasser. Niemand interessiert sich für ihren Tod. Sue Ellen, Terry und ihre farbige Freundin Jinx, allesamt in schwierigen Verhältnissen im Osttexas der 30er (?) Jahre aufwachsend, wollen May Lynns Asche in Hollywood verstreuen und selbst woanders ein besseres Leben beginnen. Beim Durchsuchen von May Lynns Habe finden sie Hinweise auf die Beute aus einem von deren verstorbenen Bruder begangenen Bankraub. Von May Lynns Vater beim Fund des Geldes ertappt, flüchten die drei gemeinsam mit Sue Ellens rauschmittelsüchtiger Mutter Helen auf einem Floß mit dem Ziel Hollywood. Verfolgt werden sie von May Lynns Stiefvater, dessen Bruder, einem unehrlichen Polizisten sowie dem wahnsinnigen, psychopathischen, in den Wäldern lebenden Killer Skunk. Auf ihrem Weg den Fluss entlang meistern die vier so manche für Leib und Leben gefährliche Situation. Das Resultat sind mehrere Leichen. Von verschiedenen Personen wird ihnen Hilfe zuteil, so dass die Geschichte letztlich gut ausgeht. Auch der Tod May Lynns findet Aufklärung mit überraschendem Ergebnis.

Den Roman würde ich eher als Abenteuergeschichte denn als Krimi einordnen. Er erinnert an die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn.

Er ist geschrieben aus der Ich-Perspektive Sue Ellens. Der Schreibstil ist an so mancher Textstelle humorvoll gehalten. Sue Ellen und Jinx haben immer einen witzigen, sarkastischen Spruch parat. Das steht eigentlich in krassem Widerspruch zu dem alptraumartigen Geschehen, das das Freundestrio mitmacht, erzeugt aber letztlich Spannung, die den ganzen Roman durchzieht und einen das Buch nur ungern aus der Hand legen lässt.

Der Text liest sich wie ein Jugendbuch. Der Autor verwendet die Sprache von ungebildeten Jugendlichen im Amerika zur Zeit der großen Depression (?), zu denen auch unsere Protagonisten gehören. Das macht das Geschehen so authentisch und deshalb ist das Buch für ältere Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen geeignet.

Die Romanfiguren sind in gute und böse aufgeteilt, die gegeneinander antreten. Zu den guten Figuren gehören auf jeden Fall unsere Freunde und wohl auch Helen. Allesamt sind Individuen. Obwohl auch sie Unrecht begehen, gehören ihnen die Sympathien der Leser.

Im gesamten Buch nimmt das Thema Wasser bedeutenden Raum ein, worauf schon der Titel und das Cover hindeuten. Das ganze Geschehen spielt am Sabine River, alle wichtigen Ereignisse passieren dort. Am Ende des Buches schließt sich der Kreis, als Sue Ellen für sich das Fazit zieht, dass „er (der Fluss) wie das Leben war … Er veränderte sich nicht, aber die Menschen schon“ (S. 320). M.E. ist das ein Kernsatz und bringt zum Ausdruck, dass Sue Ellen und ihre Freunde durch ihre Abenteuer zu Erwachsenen herangereift sind.

Ich kann das Buch nur empfehlen.