Dunkle Gewässer

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herbert grießhammer Avatar

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Um es vorwegzunehmen: Das Buch hat gehalten, was die LP versprochen hatte. Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Zeile.

Doch zum Inhalt. Ort: Ost-Texas, Zeit: Gegenwart. Die Geschichte wird erzählt in Ich-Form von der jugendlichen, weißhäutigen Sue-Ellen. Mit von der Partie sind ihre Freunde Terry und May Lynn, ebenfalls weißhäutig, und die Farbige Jinx. Warum die Hautfarbe extra erwähnt wird? Nun, in den amerikanischen Südstaaten spielt es auch heute noch eine Rolle, ob jemand hell- oder dunkelhäutig ist. Die Jugendlichen leben alle in ärmlichen Verhältnissen am Sabine-Fluß. Sie haben ihre Träume und Hoffnungen, wie alle Jugendlichen. Bis auf May Lynn. Sie träumt davon, eines Tages nach Hoolywood zu gehen, um Filmschauspielerin zu werden. Die Geruhsamkeit ändert sich schlagartig, als die jungen Leute beim Angeln ihre Freundin May Lynn tot aus dem Fluß bergen. An ihre Füße war eine alte Nähmaschine gebunden, sie wurde ermordet. Um die Aufklärung des Verbrechens kümmerte sich allerdings niemand. May Lynn hatte keine Mutter mehr, ihr Vater war meistens betrunken. So bekommt sie nur ein Armengrab.
Die Jugendlichen finden ein Tagebuch von May Lynn. Darin stand, daß May Lynns Onkel Jake eine Bank ausgeraubt habe. Bevor er lungenkrank wurde und starb, hatte er das geraubte Geld irgendwo vergraben. May Linn hatte er eine Lagekarte des Geldes gegeben. Diese Karte war ebenfalls im Tagebuch. Anhand der Karte haben sie das Geld auch gefunden. Es war ein Topf mit 1000 Dollar darin. Sie beschlossen mit dem Geld abzuhauen und nach Kalifornien zu gehen. Sie wollten aber May Lynns letzten großen Wunsch, nach Hollywood zu gehen, erfüllen. Deshalb gruben sie ihren Leichnam aus, verbrannten ihn und taten die Asche in einen Topf. Den wollten sie mitnehmen, um die Asche in Hollywood zu verstreuen. So sollte May Lynn doch noch nach Hollywood kommen, wenn auch nur als Asche. Sue-Ellens alkoholkranke Mutter wollte nicht länger bei ihrem prügelnden Mann bleiben. Sie schloß sich den Jugendlichen an. Auf einem entwendeten Floß fuhren sie den Sabine River hinab. So wollten sie in den nächstgrößeren Ort, Gladewater, gelangen.

Nun hatten aber einige Wind von dem Geld bekommen. Allen voran Sue-Ellens Vater, sein Bruder, May Lynns Vater und der Polizist des Ortes. Außerdem wurde ein äußerst brutaler Waldläufer namens Skunk auf ihre Fährte gesetzt. Alle zusammen machten nun Jagd auf die Jungen Leute und auf das Geld. Es mußten nun viele gefährliche Abenteuer überstanden werden, bis alle Verfolger abgeschüttelt und die jungen Leute in Gladewater angekommen waren. Zu guter Letzt konnten sie den ersehnten Bus nach Kalifornien besteigen und in eine neue Zukunft aufbrechen.

Flüssig und spannend wie das Buch geschrieben war, denkt man nach der letzten Zeile: Schade, daß es schon zu Ende ist. Man merkt, daß der Autor aus der Gegend stammt. Das Miteinander und auch das Gegeneinander der weißen und farbigen Bevölkerung wird sehr treffend geschildert. Auch die Not der Leute, die in der Gegend keine Arbeit finden und deshalb in den Norden gehen müssen, wird sehr deutlich. Die Ausdrucksweise der Erzählerin Sue-Ellen trifft genau die Sprache der jungen Generation. Alles in Allem: Hervorragend!