Nicht nur ein Abenteuerroman!

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„Dunkle Gewässer“ von Joe R. Lansdale ist für mich die Überraschung des (letzten) Jahres. Auch wenn ich es zugegebenermaßen mit in dieses neue Jahr genommen habe. Nachdem das Buch und ich einen leicht schwierigen Start hatten (Ich fand das Cover schrecklich, beim Versenden & Ankommen gab es Probleme → An dieser Stelle mal wieder freundliche Grüße an die Deutsche Post und ihre (in)kompetenten Mitarbeiter!) konnte es mich letztendlich vollkommen überzeugen.
Sue Ellen lebt im Texas der 30er Jahre, sie entstammt keiner wohlhabenden Familie und ihr Umfeld ist ebenfalls eher bodenständig, um es mal nett auszudrücken. Als sie beim Fischen am Fluss jedoch plötzlich ihre Freundin May Lynn tot aufgefunden wird, beginnt sich Sue Ellens Leben komplett zu wandeln. Gemeinsam mit ihren Freunden Jinx und Terry möchte sie May Lynn (doofer Name übrigens, ich stolpere immer darüber und möchte Mary Lynn lesen) die letzte Ehre erweisen und ihre Asche nach Hollywood bringen. Damit beginnt ein turbulentes Abenteuer.
Die Sprache ist, entsprechend der Protagonisten, einfach und tendenziell eher derbe (oder wie ich in meinem Leseeindruck schrieb: primitiv und „schnodderig“). Das macht die Geschichte allerdings unglaublich authentisch. Man fühlt sich wirklich in die Welt dieser Menschen gezogen und glaubt ein stiller Beobachter ihres Lebens zu sein. Man kann sich die Handlungsorte und Personen anhand der Beschreibungen auch sehr gut vorstellen. Meiner Meinung nach ist die Sprache, über die ja viel Kritik geäußert wurde, für diese Geschichte perfekt. Jede Anpassung an einen höheren Standard hätte das ganze unauthentisch gemacht und die Situation zerstört. Wer sich daran stört sollte wohl lieber zu Werken über Königshäuser greifen, als zu Büchern über die amerikanische Unterschicht. Man erkennt sogar sprachliche Unterschiede zwischen den einzelnen Personen und ich muss wirklich sagen, dass ich sie sehr passend und ausgefeilt finde.
Generell sind alle Personen sehr liebevoll und im Detail dargestellt. Es scheint, als kenne man sie schon seit Jahren und sie wirken keinesfalls konstruiert.
Nachdem ich mich nun etwas länger über die Sprache ausgelassen habe wird es auch Zeit zur eigentlichen Handlung zu kommen. Diese ist interessant, fesselnd und das Buch ist wirklich ein Page Turner. Leider hat meine wenige Zeit dazu geführt, dass ich nie besonders weit kam. Aber ich habe wirklich in jeder freien Minute sofort zum Buch gegriffen. Ansonsten ist noch zu sagen, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen „einfachen“ Abenteuerroman handelt. Allein diese Kategorie würde diesem Werk nicht gerecht werden. Es ist auch eine wunderbare Milieustudie. Die Welt dieser einfachen Menschen in Texas in den 30er Jahren wird dem Leser sehr anschaulich vermittelt, inklusive aller vorhandenen Schwierigkeiten und Hindernissen.
Ich bleibe bei meiner Bewertung, die ich auch schon beim Leseeindruck abgegeben habe: 5 Punkte!