packend, erschreckend und doch immer wieder nahezu komisch

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smilingkatinka Avatar

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Sue Ellen begleitet mit ihrem Kumpel Terry, dem nachgesagt wird, er sei schwul, ihren Vater und dessen bruder zum fischen. Schließlich ist Männerarbeit viel lustiger als Frauenarbeit. Ihr Vater hat eine recht seltsame Art, zu angeln. er vergiftet die Fische mit unreifen Walnüssen. Da diese recht viel Gift abgeben, wollen Terry und Sue Ellen den Sack wieder aus dem Wasser ziehen und an einer anderen Stelle nochmals ihr Glück versuchen. Doch der Sack ist unglaublich schwer. Wie sich herausstellt ist das kein Wunder, denn die Leiche von Sue Ellens Freundin May Lynn hat sich darin verfangen. Die wurde mit einer Singer-Nähmaschine an den Füssen in den Fluss geworfen. Weder den beiden anwesenden Erwachsenen noch dem dazugeholten Sheriff scheint das groß zu interessieren. Ignoranz wird in diesem texanischen Dorf sehr groß geschrieben. Nur die beiden Jugendlichen und ihre schwarze Freundin Jinx wollen den Tod May Lynns nicht einfach hinnehmen. Sie suchen aber nicht nach deren Mörder, was auch die Polizei nicht tut, sondern wollen den größten Traum des Mädchens wahr werden lassen. Sie wollen sie nach Hollywood bringen. Nun ja, nicht sie, sondern ihre Asche. Da May Lynns Bruder eine Bank überfallen hat und kurz vor seinem Tode seiner kleinen Schwester gesagt hat, wo das Geld ist, haben die Freunde das nötige Kleingeld für die Aktion. Denn sie haben das Tagebuch der Toten gelesen und dort die schatzkarte gefunden. Begleitet werden sie von Sue Ellens labiler Mutter, die ihr Leben endlich auf die Reihe kriegen will. Doch auch ein Auftragskiller und Sue Ellens Vater plus der Vater der Verstorbenen sind auf ihrer Spur.

Man braucht nicht viel Phantasie, um die bemerkenswerte Mischung des Freundestrios zu erkennen. Eine 16jährige, die vom Vater geschlagen und wohl auch missbraucht wird und deren Mutter nur zusieht, da sie durch ein "Allheilmittel" so suchtkrank wurde, dass sie nur im bett liegt, eine Schwarze und ein Schwuler. Das muss damals schon ein besonderer Anblick gewesen sein. Die Abenteuertour der Jugendlichen wird auch nicht nur aus Nächtenliebe an May Lynn gestartet, nein, sie wollen auch alle aus ihrem Leben fliehen, das ihnen so garnichts bietet.

Joe R. Lansdale schafft es sehr gut, die einzelnen Charaktere einzufangen. Der Vater, bei dem man bei jedem Satz schon die rohe Ausstrahlung bemerkt, die verzweifelte Mutter und besonders Sue Ellen. Ja, sie hat die Schule abgebrochen. Das merkt man immer wieder, schon allein daran, dass sie sich immer zuerst erwähnt. Doch gehört das wohl auch zu dem Egoismus, den sie zum überleben braucht. So schlimm es in dem Buch auch kommen mag, sie verliert nie ihren zynischen und sarkastischen Humor und so musste ich in den schlimmsten Situationen doch schmunzeln. Ein Buch, bei dem man oft die Luft vor Spannung anhält, sich durch die Zeilen windet, weil man es kaum aushält, was man da liest und dann doch wieder lachen muss, sowas ist sehr selten. Wenn Sue Ellen keinen Spruch findet, dann ihre vorlaute Freundin Jinx. Ich will nicht wissen, was dieses direkte Mädchen in der damaligen zeit alles hätte durchmachen müssen. Ihre Art ist aber so herrlich offen, direkt und ehrlich, dass ich sie sofort in mein Herz geschlossen habe.

Landsdale schreibt unglaublich bildhaft und ich hatte oft das gefühl, ich wäre dabei. Die Bilder, die er in meinem Kopf entstehen lies, waren sehr plastisch. Ich habe lang nichtmehr ein so spannendes Buch gelesen.

Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und ich bin froh, dass ich das Buch lesen durfte