Insel-Krimi und Geschichtsstunde

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manjula Avatar

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Ein kluger Urlaubskrimi, der auch einiges über die Geschichte von La Palma vermittelt. Nach einem super interessanten Einstieg plätschert die Story zum Ende hin mitunter etwas vor sich hin. Ingesamt aber ein erfreuliches Leseerlebnis.

Die Buchhändlerin Naira und der Journalist Ben setzen sich zusammen, um in Sherlock-Holmes-und-Watson-Manier Kriminalfälle zu lösen. Damit unterstützen sie auch Bens Freund Pedro, einen Inselpolizisten: Ein Bauunternehmer vom Festland, der auf La Palma einen Hotelkomplex errichten möchte, wird erschlagen aufgefunden. Steckt hinter dem Mord die örtliche Umweltgruppe, die den Hotelbau verhindern will? Oder ein Bauer, der sein Land nicht verkaufen wollte? Gab es vielleicht sogar ein parteipolitisches Motiv?

Offensichtlich ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint - die Charaktere werden gut nachvollziehbar, zugleich vielschichtig eingeführt. Leider bleibt ihr Verhalten dann doch nicht immer wirklich überzeugend.

Das Buch ist klasse geschrieben, ich konnte oft kaum aufhören, zu lesen. Wie von einem Urlaubsort-Krimi zu erwarten, dienen viele Passagen dazu, die Schönheit, Einzigartigkeit und Vielseitigkeit der Region darzustellen - das ist sehr interessant, hier wird aber leider die Krimi-Handlung ziemlich oft nicht vorangetrieben.

Das Buchcover ist toll, es spiegelt nicht nur die Landschaft, das Feuer der Vulkane und der Sonne. Der Einband ist auch haptisch gestaltet und hat einen schön illustrierten Buchschnitt erhalten.

Zwar keinen „Punktabzug“, aber meine Genervtheit gibt es dafür, dass - auch hier wieder - ältere Autor:innen, deren eigener Musikgeschmack wahrscheinlich in ihrer Jugend, also einige Jahrzehnte zurück, verankert ist, diesen (weil sie keine aktuelle Musik kennen? um sich selbst ein Denkmal für Geschmack zu setzen?) ihren jungen Protagonist:innen unterschieben. Der 30jährige Ben hört wohl ausschließlich Bob Dylan - echt jetzt?!