Bitterschwer und wunderschön

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xarly Avatar

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Arkadia ist 13 und lebt mit ihrem Vater in einem bayrischen Dorf. Ihre Mutter ist "kurz weggegangen", und Arkadia, genannt "Moll" wünscht sie sich sehnlichst zurück. Da ihre Mutter und sie auf tiefe innige Art durch Musik verbunden sind, weiß Moll genau, was zu tun ist: Wenn sie es nur schafft, im Knabenchor aufgenommen zu werden und dort ein großer Solist (!) zu werden, dann wird ihre Mutter auf sie aufmerksam werden und zu ihr zurückkommen.

Das Buch hat mich tief in seinen Bann gezogen. Die Charaktere sind mit so einfachen Strichen so umfassend tiefgründig beschrieben, dass man sie sofort zu kennen glaubt. Arkadias Vater, der sich in der Werkstatt verkriecht, mit den großen starken Händen, ihre verlorene, verzweifelte Mutter, die nirgends hineinpasst, und unzählige Nebencharaktere - und alle so lebensecht gezeichnet, dass man sich ihnen ganz nah fühlt. Auch das kleinbürgerliche Leben in dem bayrischen Dorf wird so lebensecht beschrieben, dass es fast weh tut.

Die Sprache des Buches und der Erzählstil sind wunderbar. In die 5 Sätze einer Sinfonie unterteilt, auch wenn eine Sinfonie eigentlich keine 5 Sätze hat, und tatsächlich entfaltet jeder Satz sein eigenes Tempo, von rasend schnell bis schmerzlich langsam. Ich bin begeistert, wie man mit Sprache so komponieren kann.
Zu Beginn des Buches hat mich vor allem die Sprache begeistert - man kann sich so richtig schön hineinbegeben in ihre Poesie, und merkt gar nicht, wie man plötzlich mittendrin ist in der Spannungskurve und man plötzlich wissen will, was genau da eigentlich nicht stimmt mit Arkadias Mutter.

Ganz ganz toll, kein Buch zum Schnell-Zwischendurch-Weglesen, sondern eines, für das man sich bewusst Zeit nehmen muss, und das lange nachhallt.