An der (gesellschaftl.) Grenze.. oder: Aus dem Leben eines Außenseiters....

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swansea Avatar

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Die ersten 38 Seiten des vorgestellten Buches "Durch die Zeit in meinem Zimmer" haben mich sehr berührt: Hier schreibt jemand, der es versteht, sehr subtil und empathisch die Gefühls- und Gedankenwelt eines am Rande der (zivilisierten ?) Gesellschaft stehenden Individuums zu beschreiben, der sehr bewusst "nicht zu den Gewohnheitsmenschen" zählen will - sich ihnen entzieht und auch keine sog. Hilfs- und Fördermaßnahmen wie Obdachlosenheime, Suppenküchen, Sozialämter aufzusuchen bereit ist.
Er betrachtet die Welt wie durch einen Spiegel, erkennt manch Wahres, das sich hinter der Oberfläche verbirgt und bringt genau dies zum Ausdruck - in einer sprachlich sehr sensiblen Weise, die den Leser mitnimmt, sich auf diese Betrachtungsweise - einer Reise zur Wahrheit - mitzubegeben...
Einerseits erschreckend, andererseits auch sehr optimistisch (man hat immer die Wahl - den Tag oder die Nacht zu wählen z.B.....) - philosophisch wird es, wenn erörtert wird, dass der Mensch an sich träge ist, seine liebgewonnenen "Gewohnheiten", der selbstverständliche Fluß des Lebens (aufstehen, Zähne putzen, frühstücken, arbeiten, Feierabend, schlafen...) nicht aufzugeben vermag oder imstande ist, da genau diese - jeden Tag wiederkehrenden, fortwährend gleichen Tätigkeiten - ihm inneren Halt und Sicherheit geben. Insofern verstehe ich den Text als Versuch eines "Ausbrechens" aus dem Alltagstrott, einer Veränderung, die ein ganzes Leben verändern kann oder könnte... Mut zum Leben zu haben und nicht immer nur die (trügerische) Sicherheit zu suchen: Wo gibt es die heute schließlich noch??