An der (gesellschaftl.) Grenze.. oder: Aus dem Leben eines Außenseiters....

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swansea Avatar

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cover:
Das cover fällt etwas aus dem (üblichen) "Rahmen" und passt sehr gut zum Buchinhalt: Irgendwie "schräg" - aber durchaus interessant!
Inhalt:
Elias, der Protagonist, verlässt in jungen Jahren bewusst ein "gesichertes Leben", wird teilweise (eine Zeitlang) noch von seinen Eltern "protegiert" - es folgt sozialer Abstieg und ein Leben am Rande der Gesellschaft: Gesicherte Räume werden "ungesicherten Räumen" gegenübergestellt, die Ängste und Risiken, aber auch eine intensive Form der Selbsterfahrung ermöglichen. Die Thematik Selbst- und Fremdwahrnehmung, "Innenwelten" und Grenzen, die man, wie der Autor schreibt, "nicht überschreiten sollte", sind teils poetisch dargestellt. Eine spontane Reise in ein winterliches Skigebiet wechselt mit Inhalten des Textes, die kursiv geschrieben sind und von einer beginnenden Erkrankung handeln, die sich verschlimmert und auch hier die Grenzen verwischt sind, wo es Fiebertraum und wo es Realität ist/sein könnte.... Die ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst, seinem Erleben und seinen Gefühlen, Erinnerungen nehmen einen großen Teil der Handlung ein.
Meine Meinung:
Es handelt sich um die Reise eines gesellschaftlichen Außenseiters, der sich bewusst gegen herrschende Normen und Konventionen richtet und dennoch zu ihm selbst führt; auf manchen Leser mag diese Erzählung verstörend wirken: Womöglich kann der Mensch sich selbst in "ungesicherten" Situationen besser, intensiver selbst wahrnehmen, stärker fühlen - seine Ängste, aber auch seine (inneren) Kräfte. Interessante "Wortschöpfungen" wie "Erinnerungsimplantate" gefielen mir gut, die Mixtur aus stakkatoartigen Sätzen, eingängig und flüssig zu lesen, dennoch anspruchsvoll, liegt evtl. nicht jedem Leser, passt jedoch zum Inhalt des Romans, der auch eine Art philosophische Novelle in sich trägt und teils parabelhaft wirkt.

Fazit:
Das Buch transportiert eine große Ehrlichkeit und emotionale Offenheit, jedoch auch die Intensität menschlicher Irritationen in sich, die auf so manchen verstörend wirken können, jedoch dem interessierten Leser reichlich Interpretationsmöglichkeiten und Stoff zum Nachdenken bieten.
"Das Leben ist immer mehr als die Vorstellung, die wir davon haben - die Karte ist nicht das Land" (murmelte Elias im Weitergehen vor sich hin, Zitat) - ein Satz, der mir sehr gut gefiel und diesen Roman umschreiben kann: Er macht nicht allzu Ängstlichen und eher Neugierigen Mut, gerade die "ungesicherten Räume" zu betreten (mit aller Vorsicht), sich Ängsten zu stellen und dadurch womöglich intensive und wunderbare Lebenserfahrungen zu machen. Wenn auch "anders" ;-) Prädikat: Lesenswert!
4 von 5 Sternen