Erinnerungen und Träume sind aus demselben Stoff

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Dieses Zitat aus dem Buch schwebt wie eine Maxime über der Geschichte. Alfred Goubran beschreibt in seinem Buch Durch Die Zeit In Meinem Zimmer Elias´ allmählichen Weg in die Dunkelheit - zunächst in die dunklen gesellschaftlichen Bereiche wie Nacht- und Frühbars, Huren, Zuhälter, Barfrauen ... und dann schließlich in die Dunkelheit der eigenen Behausung: Vorhänge vor, Welt soll draußen bleiben.
Elias ist ein junger Mann, der die Schule geschmissen hat und sich offenbar mir Gelegenheitsjob über Wasser hält.
Eine kafkaeske Reise beginnt, die sich in zwei Realitäten abspielt: Elias wird krank und erlebt in seinen Fieberfantasien Spots aus seiner Kindheit; in einer zweiten Ebene beschreibt Goubran dem Leser Elias´ Trip ans Meer. Dieser Trip endet allerdings im Gebirge. Hier muss er sich mit den Gegebenheiten der Natur, der Wildnis auseinander setzen und trifft auf merkwürdige Menschen, die ihm helfen.
Dazwischen lese ich Einsprengsel philosophischer bzw. allgemeingültiger Gedanken und Beobachtungen, die die Geschichte zusammenhalten. Darin so schöne Sätze wie: ‚Erinnerungen und Träume sind aus demsel¬ben Stoff. Wir merken es daran, daß in ihnen keine Zeit vergeht.’
Über solche Sätze kann ich stundenlang sinnieren - auch das sollte ein Buch leisten.
Und dann ... plötzlich wird der Leser wieder in die unmittelbare Gegenwart des Protagonisten hinein geschleudert und erlebt Elias´ Rückzug mit Haut und Haar - bedrückend. Beschreibungen, die einem mit ihrer Akribie den Atem nehmen, die ganze Hilflosigkeit des eigenen Selbst erkennt man hier. Aber auch, wie zufällige Begegnungen einen retten können - wenn man sich denn auf sie einlässt.
Je mehr ich davon lese, desto süchtiger werde ich nach diesen Reflexionen und nachhängenden Gedanken. So hängen auch meine Gedanken dem Gelesenen nach. Dies Buch zu lesen war wie eine Versenkung.