Harry Hole reloaded

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soetom Avatar

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Vorweg: Ich bin Nesbø-Fan.

Aber ich gestehe: Ich war skeptisch, ob ein Hole-Fall funktionieren würde, in dem Hole nicht der Chef-Ermittler ist. Und ich gestehe: Der "normale" Ablauf der Hole-Krimis wurde mir immer mehr etwas lästig. Grob skizziert ist der ja so: Hole entdeckt eine spannende Spur in einem mysteriösen Fall, steigt so tief in Ablauf des Mordes und die Psyche des Täters ein bis er es nicht mehr erträgt, hat einen Rückfall als Alkoholiker, kommt aber wieder auf die Beine und löst den Fall.

Das ist natürlich sehr verkürzt und da Nesbø ein unglaublich guter Krimi-Autor ist (s.o. - ich bin Fan...), bleibt die Lektüre trotzdem spannend.

Und jetzt ist plötzlich alles anders. Hole geht es gut. Er hat eine stabile Beziehung, ist trocken und arbeitet nicht mehr als Polizist. Und gönnt sich immer wieder Momente, in dem er an sein vergangenes Leben zurückdenkt und froh ist, dass es hinter ihm liegt.

Aber für ein neues Buch muss es natürlich einen neuen Fall geben. Und natürlich wird Hole wieder hineingezogen. Aber diesmal läuft die Handlung auf der anderen Seite der roten Linie, Hole stürzt nämlich nicht in seine übliche "Die Welt ist Scheiße"-Depression, sondern versucht verzweifelt, sich seine heile Welt zu bewahren - und stürzt deshalb ab. Dadurch bekommt die Figur eine neue Schattierung.
Und das gibt der Reihe tatsächlich neuen Schwung.

Dass der Fall in bewährter Nesbø-Qualität ist wird auch nicht dadurch geschmälert, dass es am Ende einen - finde ich - unnötigen Cliffhanger gibt.

"Durst" ist nicht nur eine gute Fortsetzung meiner Lieblings-Krimireihe, sondern tatsächlich eine sehr gelungene Erweiterung. Lesenswert!