Von Band zu Band besser!

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laberladen Avatar

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Darum geht’s:

Ein Tinder-Date endet in einem Blutbad und die Polizei hat nicht viele Anhaltspunkte, mit denen sie arbeiten kann. Polizeichef Bellmann weiß, wer seine Stadt wieder sicher machen und seinen guten Ruf als oberster Polizist am schnellsten wiederherstellen kann und deshalb bringt er Harry Hole, inzwischen Dozent an der Polizeihochschule, dazu, bei den Ermittlungen mitzumischen. Harry hat auch irgendwann den Verdacht, dass er den Mörder bereits kennt.

So fand ich’s:

Es gibt Bücher, durch die fliegt man förmlich, weil es einem die rasante Handlung unmöglich macht, langsam zu lesen. Solche Bücher liebe ich. Und dann gibt es Jo Nesbø, dessen Bücher man genießen muss, weil sie trotz aller Spannung mit Bildern und Emotionen voll gepackt sind, die man besser langsam wirken lässt. Er lässt einen immer wieder glauben, man wüsste, wie sich die Geschichte entwickelt, doch dann geht die Handlung in eine ganz andere Richtung. Nesbø beherrscht es, einen mit geschickten Wendungen bei der Stange zu halten und einer Handlung, die einen von Anfang packt und die Spannung Stück für Stück weiter steigert. Genauso fesselt einen seine Erzählkunst, die einen regelmäßig verblüfft, aber trotz ihrer Komplexität nie verwirrt.

Und dann gibt es seinen Serienhelden Harry Hole, der inzwischen in seinem elften Fall ermittelt. Er hat zwei Leidenschaften, nämlich Mordfälle und Alkohol, und obwohl er beides hasst, kann er von beidem nicht lassen. Auch wenn er inzwischen glücklich mit Rakel verheiratet ist und zu seinem Stiefsohn Oleg ein sehr herzliches Verhältnis hat, bewegt er sich immer am Rande eines Absturzes.

Einige der Figuren dieses Romans kennen wir schon aus früheren Bänden, allen voran Polizeichef Bellmann und dessen Bluthund Truls Berntsen, die beide nicht gerade zu Harry Holes Freunden gehören. Doch damit Harry überhaupt bereit ist, wieder zu ermitteln, wird er damit gelockt, dass er sich sein Team selbst zusammenstellen darf. Und da kommen altbekannte wie auch neue Nebencharaktere dazu, die Harrys kleine Spezialeinheit bilden. Gerade weil hier regelmäßig auftauchende Personen wieder eine Rolle spielen, empfehle ich diesen Band nicht als Einstieg in die Reihe, denn auch wenn die eigentliche Mordermittlung in sich abgeschlossen ist, so hat sich über einige Bände hinweg doch ein Pool von Personen in Sympathie oder Abneigung miteinander verbunden, deren Entwicklung man sich gönnen sollte. Deshalb empfehle ich, die ganze Reihe zu lesen, auch wenn die ersten zwei oder drei Bände nicht an die Genialität der aktuellen Bände heranreichen.

Die Auflösung war zwar wie immer logisch und nachvollziehbar, der Showdown am Schluss aber nicht ganz nach meinem persönlichen Geschmack, auch wenn er spannend gechrieben war. Insgesamt hat mich „Durst“ wieder begeistert, sehr gut unterhalten und voll und ganz überzeugt. Ich hoffe, es wird noch viele Bände mit Harry Hole geben.