Streckenweise ein bisschen zu viel Info

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ismaela Avatar

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In E.D.E.N. geht es um die Frage: gibt es Gott? Und wenn nein, warum bzw. wenn ja, wodurch?

Der vom Leben enttäuschte Max Stoller, ein Bauingenieur in der grauen Masse, will sich an seinem Geburtstag umbringen, bringt aber nicht mal das fertig. Dafür begegnet er im Hof seiner Nachbarin Anna, die auf der Suche nach einem versehentlich weggeworfenen Notenblatt in der Papiertonne herumkriecht. Ihr Bruder, Dr. Daniel Meckel, ist besessen davon, als Neurowissenschaftler bestimmte Areale des menschlichen Hirnes durch elektromagneitsche Wellen so zu beeinflussen, dass man diese Menschen quasi fremdbestimmen kann. Dafür hat er einen "Pulsator" weiterentwickelt, den er in der gemeinsamen Wohnung (er wohn mit seiner Schwester Wand an Wand mit Max Stoller) testet, und dabei bestimmte Hirnregionen von Stoller derart stimuliert, dass dieser meint, ein göttliches Erlebnis gehabt zu haben. Er bekommt von höchster Stelle den Auftrag, die Welt zu retten, die in drei Tagen untergehen soll.

Der überzeugte Atheist Stoller macht sich also auf, um zu ergründen wie er die Welt retten könnte und hört sich begierig Nahtoderlebnisse an, von denen auch Anna eine zu bieten hat, da sie einst, von einem Skorpion gebissen, fast gestorben wäre. Seit dieser Zeit glaubt sie an Gott und an mystische Begebenheiten, während ihr Bruder ein rein kopfgesteuerter, aber alkoholkranker Wissenschaftler ist, für den alles Übersinnliche eine "Geisteskrankheit" ist.

Die Grundidee zu diesem Buch fand ich sehr interessant, und vor allem das Cover hat es mir richtig angetan. Man merkt, dass sich der Autor eine Wahnsinnsmühe damit gemacht hat, zu recherchieren, denn auf kanppen 500 Seiten wird alles detailliert beschrieben, was die Geschichte hergibt: die Geschichte der Religion, der Apokryphen, des Gehirnes, geistige und neurologische Krankheiten, die Wirkungsweise von Strahlungen und die Problematiken von Statikaufgaben. Dazu lässt der Autor verschiedene Figuren zu Wort kommen, die den drei Hauptpersonen irgendwann oder immer mal wieder über den Weg laufen und in teilweise langen Monologen Daten und Fakten vom Stapel lassen.

Vielleicht war dies irgendwann einfach zu viel des Guten, denn nach und nach verliert man sich in der immensen Faktendichte, und ein roter Faden ist kaum noch auszumachen. Die Weltrettung von Stoller versinkt in der Bedeutungslosigkeit, bis sie dann gegen Ende nochmal schnell herausgekramt wird. Auch die Liebesbeziehung von Anna und Stoller, die sich von Anfang an zueinander hingezogen fühlen, wird erst in den allerletzten Kapiteln noch ganz schnell zum Vollzug gebracht, bevor sich dann auch "Satan" - kaum aufgetaucht - auch schon wieder verabschiedet.

Vielleicht ein paar Seiten weniger, dafür ein bisschen stringenter - aber nichtsdestotrotz ein interessantes Buch mit einem angenehmen Schreibstil, das ich gerne gelesen habe.