Blick nach Osten

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mammutkeks Avatar

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Jan Jordi Kazanski – welch Name! Spanisch-polnisch-amerikanische Vorfahren hat der CIA-Agent, der allerdings aufgrund persönlicher Schicksalsschläge gerade nicht im Amt ist. Nun soll er aber in Krakau ermitteln und „die Witwe“ ausfindig machen.
Die zweite Hauptfigur, Xenia Pizlo Larsen, hat ebenfalls polnische Wurzeln, ist aber dänische Europol-Agentin – und ebenfalls auf der Suche nach der ominösen Witwe.
Im Laufe der Geschichte erfahren die Leser:innen viel über beide Hauptfiguren, die aber dennoch seltsam blass bleiben. Kazanski ist vor allem versoffen und sexistisch – sein Frauenbild wohl ganz typisch für die ausgehenden 90er Jahre, in denen „East“ nicht nur spielt, sondern auch geschrieben wurde.
Wilde Saufgelage, sich wiederholende Verfolgungsszenen, bei denen trotz massiver Prügeleien die Hauptfiguren immer lebend davonkommen, ein eigenartiges Gemenge aus CIA, Europol, sowjetischem Geheimdienst und russischer Mafia, das nicht richtig aufgelöst wird, prägen den Thriller.
Während ich die „Oxen“-Reihe in größten Teilen gern gelesen habe, ist mir „East“ fremd geblieben. Thematisch finde ich es eigentlich hochinteressant, aber es fehlt an vielen Dingen. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass viel zu häufig von „er“ oder „sie“ gesprochen wird, wenn neue Figuren auftauchen – ein Stilmittel, um Spannung zu erzeugen, sicherlich. Aber nicht, wenn es inflationär verwendet wird.
Auch sprachlich ist Jens Henrik Jensen hier noch nicht auf der Höhe seines Schaffens angelangt. Trotz der Versuche, Tempo in die Geschichte zu bringen, z.B. durch Verfolgungsjagden, ist „East“ sehr bedächtig im Verlauf.
Eine Beziehung konnte ich zu keiner der beschriebenen Figuren aufbauen – am ehesten noch zum unbekannten „er“, der ganz am Anfang den Golden Retriever ausschickt, um den Mordanschlag in Moskau zu begehen.
Glücklicherweise wurde der Stil nach etwa zwei Dritteln des Buches etwas flüssiger und die versprochene Geschichte, „in der Kräfte des Guten und des Bösen miteinander ringen“, konnte zuende gebracht werden.
Für mich auf jeden Fall der einzige Band der „Kazanski“-Reihe. Vielleicht sollte auch nicht jedes Buch eines „Spiegel Bestseller-Autors“ aufgelegt werden.