Gelungener Reihenauftakt mit eigenwilligem Protagonisten

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knorki Avatar

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Inhalt:
1999. CIA-Agent Jan Jordi Kazanski wird nach Krakau geschickt. Er soll eine Informantin ausfindig machen, die unter dem Namen "Die Witwe" bekannt ist, da diese sich entgegen ihrer eigenen Ankündigung nicht gemeldet hat. Kaum ist Kazanski in Krakau angekommen, entkommt er nur knapp dem ersten Anschlag auf sein Leben. Und dann ist da auch noch die blonde Dänin, die im gleichen Hotel wie er untergekommen ist und ihm bei seinen Nachforschungen gleich mehrfach über den Weg läuft. Wird es Kazanski gelingen, die "Witwe" aufzuspüren und der CIA die gewünschten Informationen zu beschaffen?

Meine Meinung:
Nachdem mir die anderen Bücher der Autors sehr gefallen haben, war ich gespannt auf den Auftakt dieser Reihe um den CIA-Agenten Jan Jordi Kazanski, die im Osteuropa der Jahrtausendwende spielt. Im Original erschienen die Bücher bereits vor 20 Jahren und verschafften Autor Jens Henrik Jensen den Durchbruch. Auf Deutsch erscheinen die Büchern aber erst jetzt.

Wie auch bei den anderen Büchern des Autors spielen politische Verwicklungen und Geheimorganisationen eine große Rolle. Dieses Mal sind aber osteuropäische Länder Schauplatz der Handlung, in diesem ersten Band der Reihe insbesondere Polen. Dass der Autor gut recherchiert hat ist nicht nur an den vielen Hintergrundinformationen bspw. zur politischen Entwicklung und Geschichte Polens und seiner Nachbarländer erkennbar, die gekonnt in den Plot eingewebt sind, sondern auch an den bildhaften und authentischen Beschreibungen. Ich fand es sehr interessant, mehr über die Geschichte Osteuropas und der Lage in den Jahren 1999/2000 zu erfahren, ohne von zu vielen Informationen erschlagen zu werden.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Handlung spielt überwiegend in Krakau im Jahr 1999, wo der Leser Kazanski bei seinen Nachforschungen begleitet. Aber auch andere Charaktere kommen zu Wort, was nicht nur für Spannung und Abwechslung sorgt, sondern dem Leser zudem einen Wissensvorsprung einbringt.

Der Protagonist Jan Jordi Kazanski ist ein Typ mit Ecken und Kanten. Er ist aktuell ziemlich weit unten angekommen. Nachdem Frau und Kind eines gewaltsamen Todes gestorben sind, wurde er von der CIA kaltgestellt und hat sich dem Alkohol zugewandt. Der neue Auftrag kommt daher für ihn selbst überraschend. Grundsätzlich ist er ein intelligenter Typ mit einer guten Beobachtungsgabe und dem Herz am rechten Fleck. Allerdings bringt er sich nicht zuletzt dank seines Alkoholkonsums mehr als einmal selbst in Gefahr. Ich habe am Anfang einige Zeit gebraucht um mit ihm warm zu werden. Für meinen Geschmack hätte Kazanski gerne weniger eigene Probleme und mehr Fokus auf seinen Auftrag haben können.

Der Plot an sich ist spannend und fesselnd. Was zunächst nach einem Routineauftrag klingt, entpuppt sich als gefährlicher Einsatz. Lange sind nicht alle Beteiligten bekannt, ebenso wenig wie wer Freund und wer Feind ist. Dadurch bleibt der Plot lange undurchsichtig und der Fortgang unvorhersehbar. Dadurch muss der Leser aber auch sehr aufmerksam bleiben, um die Zusammenhänge zu verstehen und vor lauter Verstrickungen und Geheimnissen die Übersicht zu behalten. Aber es lohnt sich!

Fazit:
Gelungener Reihenauftakt mit einem eigenwilligen Protagonisten. Authentisch, aber nicht immer ganz leicht zu verstehen. Kein Buch für zwischendurch, aber definitiv lesenswert für alle Agententhriller-Fans.