Kein lauter Action-Agententhriller

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elchi130 Avatar

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Jan Kordi Kazanski befindet sich ganz unten seit dem Tod seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Tag für Tag sucht er sein Seelenheil am Grund einer Flasche Schnaps. Doch dann sorgt sein bester Freund beim CIA dafür, dass er noch einmal einen Auftrag erhält, um sich zu beweisen. In Krakau soll er die Königin der Unterwelt „Die Witwe“ aufspüren. Diese hatte Kontakt zum CIA aufgenommen. Doch nun scheint sie es sich anders überlegt zu haben. Kazanski ist kaum in Krakau angekommen, da wird schon der erste Anschlag auf sein Leben verübt und es wird nicht der letzte bleiben.

Zu Beginn war mir „East – Welt ohne Seele“ von Jens Henrik Jensen zu leise erzählt, zu unspektakulär. Die Kunst des Autors besteht nicht darin, mit viel Lärm und Action eine Spionagegeschichte zu erzählen. Vielmehr zieht er uns in die Abgründe seiner Figuren. Er lässt uns ihre ganze persönliche Verlorenheit, ihr gesamtes Versagen spüren. Das hatte auf mich eine unglaubliche Sogwirkung. Ich bin mit Kordi Kazanski durch Krakau gestolpert, habe mich mit ihm bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, bin mit ihm durch die zwischenmenschlichen Begegnungen geschlittert. Verwirrt, verloren und mit dem unbedingten Willen, „Die Witwe“ zu finden. Auch die beiden Nebenfiguren Xenia, die Agentin von Europol, und Ewa, eine undurchsichtige Person aus Krakau, waren sehr gut herausgearbeitet in ihren Widersprüchen, Sehnsüchten und Abgründen.

Die Verwicklungen der Suche nach der Witwe haben mich gut unterhalten. Auch die sonstigen Geschichten, die nach und nach aufgedeckt wurden, habe ich als spannend und gut erzählt empfunden. Das Buch hat für mich alles, was ich von einer guten Spionagegeschichte erwarte. Die Guten, die Bösen und das Verwirrspiel, wer letztendlich gut und wer böse ist. Mächtige Geheimdienste, übermächtige Mafiosi. Bis zum Schluss war nicht klar, wer gewinnt und wer verliert.

Fazit: Der Start in die neue Reihe von Jens Henrik Jensen ist gelungen. Ich freue mich schon auf weitere Einsätze von Jan Kordi Kazanski.