Zielscheibe

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aennie Avatar

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Kalter Krieg ist einfach. Kalter Krieg bedeutet klare Fronten, klare Feinde, klare Verhältnisse. Wer gut und böse ist entscheidet die jeweilige Perspektive, schwarz und weiß, keine Graustufen. Fast zehn Jahre nach dem Ende der Sowjetunion, an der Schwelle des neuen Jahrtausends, ist für die Geheimdienste das alles nicht mehr so einfach. Neue Strukturen, neue Kriminelle, kapitalistische Interessen auch jenseits des ehemaligen eisernen Vorhangs begünstigen die Entwicklung mafiöser Organisationen und insgesamt entstehen schwer zu durchdringende Geflechte. Die Interessenlage mag sich geändert haben, aber Personen und Verbindungen bestehen nach wie vor. Daher entsendet die CIA ihren Agenten Jan Jordi Kazanski nach Krakau. Eine langjährige Informantin hat unter unklaren Umständen um Hilfe gebeten. Kazanski scheint nicht der einzige zu sein, der nach „der Witwe“ sucht und offensichtlich ist auch seine Mission nicht so geheim wie gedacht. Mit seinem Eintreffen in Polen scheint er eine Zielscheibe auf dem Rücken zu tragen und lange ist nicht klar, wer Freund und wer Feind ist und wer tatsächlich welche Interessen hegt.

Jensen entspinnt auf diesem Tableau einen vielschichtigen, mit teilweise etwas zu unklaren Spionage-Thriller, der für mich dadurch auch immer wieder einige Längen aufwies, die es mir schwer machten, wirklich am Ball zu bleiben. Tatsächlich sehe ich auch in diesem Band vergleichsweise wenig Potential für eine Trilogie, ich empfinde die Geschichte als relativ auserzählt. Das finde ich durchaus bedauerlich, da ich die anderen Werke des Autors sehr schätze und sowohl die Oxen-Reihe als auch die Romane um Nina-Portland als sehr stark einschätze. Hier fehlte mir eindeutig die Spannung und das gewisse Etwas.