Lesekost, die unter die Haut geht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bücherkarin Avatar

Von

Bereits Cover und Titel regen sehr zum Nachdenken an.

Es gibt drei, relativ unabhängig voneinander erscheinende Erzählstränge, die im Laufe des Romans raffiniert miteinander verknüpft werden.
Da ist Hannes Jansen, ein junger, begabter und sehr ehrgeiziger Anwalt, dessen Ziel es ist, in der bekannten Hamburger Kanzlei zum Partner aufzusteigen. Diese Chance bekommt er als Verteidiger eines Polizeibeamten, der beschuldigt wird, einen senegalesischen Gefangenen mißhandelt und dann verbrannt zu haben. Der Polizeibeamte war in einem ersten Prozeß vor 10 Jahren freigesprochen worden, aufgrund neuer Erkenntnisse wurde der Fall wieder eröffnet.
Da ist Sophie Tauber, aufgewachsen in einem Schweizer Bergdorf ohne Vater, auch ohne jedes Wissen um diesen Vater, ihre Mutter hat nie über ihn gesprochen. Nach der Beerdigung der Mutter findet Sophie einen Brief und ein Foto und hat nun wenigstens einen Namen: Richard; und sie beschließt, diesen Richard zu suchen.
Bei einer Auktion in Berlin treffen Hannes und Sophie aufeinander und werden schnell ein Liebespaar. Aber schon sind da die großen Probleme, denn Sophie ist Rechtsmedizinerin und ihr Gutachten ist der Grund, dass der Prozeß um den verbrannten Senegalesen wieder aufgenommen wurde. Also sind Hannes und Sophie vor Gericht unversöhnliche Gegner.
Als dritten Strang führt uns der Roman ins Jahr 1941 zum Schicksal der Jüdin Lea Rosenbaum. Sie war Sophies Großmutter, und ganz allmählich entwickelt sich der große Zusammenhang dieser Familiengeschichte.

Der Roman, der ja teilweise auf tatsächlichen Ereignissen beruht, ist flüssig, authentisch und interessant geschrieben. Er ist keine leichte Lesekost. Einmal durch den Wechsel der Zeitebenen, der vom Leser hohe Konzentration erfordert, denn es fügt sich nicht immer alles nahtlos zusammen. Zum anderen durch den Inhalt, die Ereignisse des 2. Weltkrieges sowieso, aber auch die der jüngsten Vergangenheit bzw. Gegenwart. Der Autor ist Rechtsanwalt, und dass er den Gerichtssaal gut, nahezu fast zu gut kennt, bringt der Roman deutlich zum Ausdruck.