Tolles Debüt - ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen!

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Rezension „Echo Killer“ von Christi Daugherty

Klappentext:

Der Mörder ihrer Mutter wurde nie gefasst. Jetzt scheint er erneut zu töten.
Eine Frau Mitte dreißig, nackt und erstochen auf dem Küchenboden – aufgefunden von ihrer 12-jährigen Tochter. Als Polizeireporterin Harper McClain den Tatort sieht, hat sie nur einen Gedanken: Das grausame Szenario ist identisch mit einem anderen Mord. Dem an ihrer Mutter. Seit fünfzehn Jahren quält sie der Gedanke, dass der Killer noch immer auf freiem Fuß ist. Nun scheint er wieder zugeschlagen haben. Es gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA, keine Spuren. Harper ist entschlossen, die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. Doch die hat ihren Preis.

Christi Daugherty arbeitete jahrelang als Gerichtsreporterin für die New York Times und die Nachrichtenagentur Reuters, u.a. in Savannah und New Orleans. Für ihre investigativen Reportagen erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Als Jugendbuchautorin wurde sie mit der Bestsellerreihe «Night School» bekannt, die in 24 Ländern erscheint. Mit «Echo Killer», ihrem ersten Thriller für Erwachsene, kehrt sie zu ihren Wurzeln zurück. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, einem Filmproduzenten, in Südengland.

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Story und Figuren:

Harper McClain ist Polizeireporterin bei einer Tageszeitung in Savannah und sie scheut für ihren Job kein Risiko. So ist Harper natürlich auch als Journalistin am Tatort, als am helllichten Tag in einer guten Wohngegend eine alleinerziehende Mutter tot in ihrer Küche aufgefunden wird. Als sie sich unerlaubt einen Blick auf das Mordopfer verschafft, kann sie allerdings ihren Augen kaum trauen. Alles, was sie sieht, scheint identisch mit dem seit Jahren ungeklärten Mordfall an ihrer eigenen Mutter. Als die Polizei auch bei den Ermittlungen des aktuellen Falls im Dunkeln tappt, kann Harper nicht länger zusehen – sie fängt an auf eigene Faust zu ermitteln und begibt sich damit in große Gefahr.

„Harper konnte sich vorstellen, wie wütend er war, weil er eine von 365 Nächten arbeiten musste. Der Mann war eine lebende Nickerchenmaschine.“ Seite 325

Harper ist eine taffe, junge Frau – sie hat Mut, ist direkt und ehrgeizig. Trotzdem hat sie auch eine verletzliche Seite. Momente, in denen sie immer noch das kleine Mädchen ist, das ihre Mutter viel zu früh und unter tragischen Umständen verloren hat. Harper´s Charaktereigenschaften sind für mich Zeugnis ihrer Vergangenheit. Das Trauma beschäftigt sie teilweise auch noch heute – ganz besonders nach diesem „kopierten“ Mord. Um den Mörder ihrer Mutter zu finden, würde sie alles riskieren und so stürzt sie sich von einem waghalsigen Plan in den nächsten. Oftmals stört es mich, wenn der Protagonist ständig irrational und fernab jeglicher Vernunft handelt. Hier war dies allerdings gar nicht der Fall. Harper blieb mir stets sympathisch. Ich konnte ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen – auch wenn sie etwas unkonventionell vorgegangen ist, wusste man, warum sie es tut.

„Es ist zu früh für ein Wenn“, unterbrach er sie. „Sobald wir mit Wenn anfangen, verlieren wir Wie und Warum aus den Augen. Ganz abgesehen von Warum nicht. Und die Warum-nicht-Familie hat tausend Mitglieder.“ Seite 224

Alle weiteren handelnden Personen von „Echo Killer“ sind ebenfalls interessant von der Autorin dargestellt worden. Christi Daugherty hat keine Standard-Charaktere geschaffen. Jede der Figuren hat seine Besonderheiten, die ihn authentisch, geheimnisvoll oder einfach liebenswert erscheinen lassen. Natürlich bedient sich die Autorin ab und zu an kleinen Klischees. So ist die Chefredakteurin natürlich streng und bissig, die Künstlerfreundin arbeitet nachts als Kellnerin in einer Bar und der heiße Polizist trägt Cowboystiefel zu engen Jeans und T-Shirts. Aber die Charaktere sind keineswegs übertrieben. Für mich passten sie direkt in den Südstaaten-Flair, den das Buch versprüht.

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Meinung:

„Echo Killer“ las sich für mich wie ein Action-Film. Von einer ereignisreichen Szene ging es zur nächsten spannenden Wendung. Die Autorin ließ weder ihrer Protagonistin noch mir als Leserin viel Zeit zum Durchatmen. Trotz des actionreichen Beginns stellte die Autorin alle wichtigen Figuren in den ersten, circa siebzig Seiten des Romans vor. So hatte man direkt zu jedem Charakter einen ersten Eindruck, der sich während des Lesens festigte oder auch veränderte. Trotz der recht ausführlichen Figuren-Darstellung war der Einstieg ins Buch weder langatmig noch anstrengend. Man war direkt mitten im Geschehen. Das gefiel mir äußerst gut und machte das Buch zu meinem ständigen Begleiter.

Die Spannung, die zu Anfang hochgehalten wurde, fiel für mich zu keiner Zeit ab. Die Atmosphäre, die Christi Daugherty dabei erzeugte, gefiel mir sehr. Ich fühlte mich wie Harper, obwohl die Story nicht von einem Ich-Erzählstil getragen wurde. Ich hielt die Luft an, wenn sie wieder mal einen Ort betrat, von dem sie sich lieber fernhalten sollte, ich war zusammen mit ihr wütend, wenn sie ungerecht behandelt wurde und ich freute mich mit ihr, wenn sie neue Hinweise gefunden hatte oder sie sich Luke, dem jungen Polizisten mit den Cowboy-Stiefeln, näher kam. Dazu muss ich sagen, dass ich absolut kein Fan von romantischen Thrillern bin. Aber diese kleine Liebesgeschichte hier war doch eher im Hintergrund und störte mich kein bisschen.

Wie bereits erwähnt, gibt es keinen Ich-Erzähler. Die Autorin verzichtet außerdem komplett auf Zeitsprünge, Perspektiven-Wechsel oder ähnliche stilistische Mittel und zeigt dabei, dass es nichts von dem braucht, um Spannung zu erzeugen. Hier versteht jemand sein Handwerk!

Das Ende des Buches war für mich überraschend. Viele Figuren kamen als Täter nicht in Frage, aber ich dachte, es würde jemand anderes sein. Das Finale war interessanterweise weniger actionreich als erwartet. Dies störte mich jedoch nicht. Leider traf es mich etwas unerwartet, dass „Echo Killer“ mit keiner komplett abschließenden Auflösung aufwartete. Es schreit also förmlich nach einer Fortsetzung mit der taffen Harper McClain. Dagegen habe ich (als Reihen-Vermeiderin) jedoch absolut nichts einzuwenden! Das darf was heißen.

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Fazit:

„Echo Killer“ ist ein total spannender Kriminalroman ohne schriftstellerische Vewirr-Taktiken, mit Figuren, die ans Herz wachsen, mit tollem Südstaaten-Setting und einem Ende, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Ich spreche eine klare Leseempfehlung für alle aus, die Action sowie Spannung mögen (und beispielsweise deswegen Karin Slaughter´s Bücher mögen). Von mir gibt es volle Punktzahl. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit Harper McClain und Savannah!