Politik und Terror in Norwegen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lesen-lesen Avatar

Von

Es sind zwei Erzählstränge, die in diesem politischen Thriller aus Norwegen aufeinander treffen. Zum einen geht es um die anstehenden Wahlen, bei denen sich Christina Nilsen der Arbeiterpartei große Hoffnungen auf den Posten der Ministerpräsidentin macht. Doch Intrigen werden in- und außerhalb der eigenen Parteiriegen geschmiedet, es wird taktiert und manipuliert was das Zeug hält. Hier kommt auch der ehemalig Polizei-Jurist Jens Meidell ins Spiel, der als juristischer Berater angeheuert wird. Er versucht, sein Privatleben aus der Politik herauszuhalten und seine Integrität zu bewahren, auch als der Wahlkampf immer schmutziger wird. Zum anderen arbeiten Liselott Benjamin und Martin Tong als Anti-Terror-Ermittler daran, einen drohenden Giftgas-Anschlag zu verhindern. Hat etwa die drohende Gefahr etwas mit den führenden Politikern zu tun?
Dieser politische Thriller liest sich brandaktuell, unter anderem natürlich auch durch die zeitliche Nähe zu unserer eigenen Bundestagswahl. Gefühlt wurde für mich der Ton auch in unserem Land rauer, der Wahlkampf persönlicher und schmutziger. Hier sind durchaus Parallelen, die sich auch auf die zunehmende Verschiebung nach Rechts in ganz Europa beziehen. Und auch die Regierung unter Trump in den USA wird am Rande angesprochen, hier ist also ein aktueller Bezug von Ingar Johnsrud durchaus gewollt.
Dieser Thriller ist in drei Teile mit jeweils relativ kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven gegliedert. Zu Beginn bedarf es dadurch etwas Konzentration, um in beide Erzählstränge richtig einzutauchen. Das Herunterzählen der Tage vor der Parlamentswahl erzeugt Spannung bis zur Wahlnacht am Ende. Der Spannungsbogen baut sich zum Ende jedes Teils enorm auf um dann dem Leser wieder eine kurze Verschnaufpause zu geben. Das ist geschickt gemacht und bewirkt Spannung bis zum Schluß.
Der Cliffhanger am Ende macht natürlich neugierig auf die Fortsetzung.
Die Charaktere sind interessant in ihrer Unterschiedlichkeit, über ihre Vergangenheit erfährt man relativ wenig. Da hätte ich mir manchmal ein paar tiefere Einsichten gewünscht, zum Beispiel in das Leben von Liselott und Martin.
Den gelben Farbschnitt hätte ich nicht gebraucht, das verbinde ich immer mit wenig anspruchsvoller und eher reißerischer Lektüre.
Ein spannender politischer Thriller mit erschreckend aktuellen Bezügen, solide gemacht und gut unterhaltend.