Sehr eigen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
soleil Avatar

Von

Inhalt
Jen Carter hat sich auf den falschen Mann eingelassen: Ed. Und der weiß genau, wie er sie dazu bringt, alles für ihn zu tun; ein echter Mistkerl, auch wenn sie allein sind. Jen, die als Buchhändlerin arbeitet, macht Schluss - endlich. Aber dann kehrt sie nach einem feucht-fröhlichen Abend zurück und ersticht einen Einbrecher. Es ist Ed. In ihrer Not ruft sie dessen Mitbewohner Dave an. Zusammen finden sie neben Ed eine Tasche mit Geld und eine mit Drogen. Sie beschließen, beide zu behalten. Aber dann verschwindet Dave und Jen sieht sich mit dem fiesesten Unterweltboss Schottlands konfrontiert. Die junge Frau muss versuchen, alles wieder gerade zu biegen - unmöglich. Oder?

Meinung
Der Noir-Krimi vom schottischen Autor Russel D. McLean ist ein stand-alone und für zwischendurch gut geeignet. Positiv zu erwähnen ist die Aufmachung des Buches, eine Klappenbroschur, die gut in der Hand liegt, eine angenehm lesbare Schrift und insgesamt ein liebevolles Innendesign.
Jen erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form selbst. Was zunächst anstrengend anfing - das Cover hat etwas völlig anderes suggeriert -, entwickelt sich total strange und sehr spannend. Die Einführung der Charaktere ist hervorragend gelungen, auch die Hintergrundgeschichte, die sich langsam entfaltet, lässt einiges erwarten. Jen und Ed scheinen sehr gegensätzliche Charaktere zu sein, auch wenn sie nur wenige Seiten gemeinsam verbringen, was aber altbekannt klingt, wird von McLean sehr individuell verpackt. Denn Jen ist trotzdem kein Mauerblümchen, das sich unterbuttern lässt, was sie im Fortlauf der Handlung auch zahlreich beweisen darf. Es benötigt also ein paar mehr Seiten, um sich in die Geschichte einzufinden. Danach geht alles Schlag auf Schlag, weder Jen noch der Leser erhalten kurze Augenblicke des Durchatmens. Was jedoch sehr vielversprechend begann, glitt leider schnell ins Abstruse ab. Das war natürlich so gewollt, denn immerhin wird der Roman angepriesen mit: "rabenschwarzen Humor, eine sympathische Antiheldin und jede Menge Prosecco". Ich muss gestehen, es fiel mir schwer, mich darin einzufinden. Denn spätestens ab der Hälfte wurde aus dem kurios ein grotesk. Ich verblieb nach der letzten Seite mit einem "was will mir der Autor damit sagen?" zurück, denn die Handlung, in der sehr viel gestorben wird, fliegt praktisch nur so vorbei. Jen hält aber auch bei ihr sehr nahestehenden Personen kaum inne und kehrt schnell zu ihrem neuen Alltagsgeschehen zurück. Es ist zu erkennen, was der Autor versucht hat, aber so recht schwarzhumorig wird es eben leider nicht. Die wenigen dezenten Anleihen zu anderen Krimis sind nur schwer herauszulesen (besonders wenn man im Genre nicht bewandert ist) und da Jen von Situation in Situation gestoßen wird, bleibt sie als Charakter schließlich zu flach.
"Ed ist tot" ist schnell gelesen, unterhält und bietet auch mal etwas anderes. Aber definitiv nur für solche Leser, die etwas damit anfangen können.