Völlig humorlos

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nuca Avatar

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Der Klappentext ist leider völlig irreführend, denn Humor sucht man hier leider vergeblich. Dafür kann es mehrere Gründe geben. Vielleicht hat das Original Sprachwitz, der der Übersetzung zum Opfer gefallen ist. Oder ein schlauer Marketingstratege wusste nicht, wie er das Buch anders bewerben soll, denn ein spannender Krimi ist es leider auch nicht. Für die zweite Erklärung spricht vieles.

Der Autor schafft es zwar, flüssig zu schreiben, sodass man das Buch nur ungern aus der Hand legt, weil es sich so nett wegliest. Aber leider plätschert die Handlung nur so vor sich hin; und welcher Krimi möchte das Prädikat "nett" verliehen bekommen?
Dadurch dass der Autor nahezu alle Charaketere, die bedrohlich sein könnten und für Spannung sorgen könnten, ins Lächerliche zu ziehen versucht, fehlt dem Buch jegliche Spannung. Nie muss man als Leser den Atem anhalten oder sich gespannt fragen, wie es wohl weitergehen wird, sondern denkt eher "Das wird schon irgendwie". Es gibt keine Wendungen, die Story folgt einem vorgegebenen, leicht ausgetretenen Pfad. Auch die Entwicklung von Jen bleibt sehr oberflächlich und wenig reflektiert und ist für mich nicht so ganz nachvollziehbar.

Andere Autoren hätten die Geschichte einer Frau, die aus Versehen jemanden tötet und danach mit gefährlichen Gangstern konfrontiert wird und versucht, ihre Haus zu retten, ins ein oder andere Extrem gezogen. Ein Don Winslow beispielsweise hätte die Geschichte ins Spannende gezogen, die Verbrecher grausam gemacht. Ein Carl Hiaasen etwa hätte die Geschichte durch Situationskomik und Wortwitz auf die humorvolle Schiene gezogen (und trotzdem zusätzlich für Spannung gesorgt). Aber beides kann der Autor leider nicht. Wäre es ein Erstlingswerk würde ich den Autor im Auge behalten und hoffen, dass er seinen Weg findet, denn das Potenzial zum Geschichtenerzählen ist durchaus gegeben.