Spuk zum Schmunzeln :)

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laberlili Avatar

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Eine; ohne Stau, stockendem Verkehr, sonstige Vorkommnisse; rein rechnerisch knapp dreistündige Autofahrt mit sechsjährigen Zwillingen: Zeitlich läge das „Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle“-Hörbuch recht genau im Rahmen, aber das täte Hörbuch zu Kings „Erhebung“ auch, ohne dass man es in Gesellschaft von 6Jährigen anhören wollen würde. Verlagsseitig wird „Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle“ ab acht Jahren, schon zum Alleinlesen, empfohlen, also habe ich mich als „Vorhörer“ erbarmt, um herauszufinden, ob ich den gemeinten Sechsjährigen diese Geschichte von Antje Szillat so einfach vorspielen würde. Um es ganz kurz zu machen: ja, würde ich.

Um es länger zu machen: Ich glaube, hiermit könnte eine ganz fabulöse neue Kinderbuchreihe starten. Die Figuren sind allesamt einzigartig und sehr stringent durchcharakterisiert; bisher hatte ich zumindest nicht das Gefühl, dass irgendein Charakter an irgendeiner Stelle aus seiner Rolle gefallen wäre. Eddie, mit den eigentlich zig Vornamen, die sich außer ihm offenbar niemand merken kann, wirkt ein bisschen wie der grantige Opa von schräg gegenüber, aber mit ganz viel Stil! Tilla, die kleine kurzsichtige Fledermaus Tilla ist einfach zuckersüß und der Hausdrache Golfo, der seine liebe Müh und Not mit dem Feuerspucken hat, ist einfach unfreiwillig komisch. Das quicklebendige Menschenkind Pia, von Eddie nur als „die schreckliche Pia“ bezeichnet, ist absolut nicht schrecklich und erst recht nicht schreckhaft; sie hat mich im Übrigen ein wenig an Bibi Blocksberg ohne Hexerei erinnert. Aber für die Magie ist in diesem Buch eigentlich Eddie zuständig. Eigentlich. Er hat das mit dem Zaubern halt auch nicht besser drauf wie Golfo die Feuerspuckerei.
Geisterkind Eddie wohnt als einziges Mitglied seiner Familie auf Stormy Castle, dem alten Stammsitz seiner Familie, denn seine Eltern als echte Weltenbummler geistern lieber rund um den Globus, während Eddie eher ein konsequenter Stubenhocker ist und aus seiner Zeit als lebendiges Kind weiß er noch, wie übel ihn die anderen Kinder stets behandelt haben, woraus sich ergeben hat, dass er Kinder seither hasst – und darum absolut not amused ist, als plötzlich Bauarbeiter einfallen und es durchklingen lassen, dass aus Stormy Castle eine Schule werden wird… aber ein bisschen Spuk soll die Eindringlinge schnell vertreiben; nur blöd, dass zum Beispiel Pia, die Tochter der künftigen Schulleiterin, mehr als nur begeistert vom gruseligen Treiben in ihrem neuen Zuhause ist…

Nach den ersten drei Minuten dachte ich zugegeben, dass ich dieses Hörbuch eher weniger empfehlen könnte, weil mir die Sprechstimme zunächst nicht zugesagt hat und ich spontan bezweifelte, dass ich die Sprechstimme Ilka Teichmüllers fast drei Stunden lang ertragen könnte. Das gab sich in den darauffolgenden Minuten allerdings völlig, bis ich nach der ersten Viertelstunde dachte, diese Stimme sei eigentlich eine ideale Kinderbuchstimme. Da war es von der kindlichen Intonation bzw. den piepsigen Stimmen der hier sprechenden Tiere einfach großartig gemacht, eine richtig gute Vorlesestimme! Auch wenn ich persönlich keine „Erwachsenenbücher“ von ihr eingesprochen haben wollen würde; sorry, Frau Teichmüller! (Aber ich habe auch so schon immer noch genug daran zu knapsen, dass Drei-Fragezeichen-Bob auch den Gollum vertont hat…)
Ich habe dieses Hörbuch tatsächlich aber inzwischen übrigens auch schon 6x gehört, weil es sich für mich als tolle Einschlafhilfe entpuppt hat – nicht, weil es so langweilig ist, ganz und gar nicht, sondern weil man sich mit geschlossenen Augen so schön von der Erzählung hinwegdriften lassen kann.

Okay, das Buch ist also nicht langweilig: Nein, es ist hingegen ganz unterhaltsam und vergnüglich. Lustig, ohne albern zu werden. Klar, die Geschichte ist vom Wortsinne her total fantastisch, aber ich habe sie weder als überzogen erlebt noch hatte ich je den Eindruck, als seien irgendwelche Witze (zu) gewollt eingebaut. An mancher Stelle hat mich der Humor sogar richtig kalt erwischt, z.B. bei Golfos erstem Auftritt. Da hatte ich weder überhaupt mit einem Drachen gerechnet noch dass er wegen einer derbst danebengegangenen Feuerspeierei (deren Schilderung definitiv urkomisch war) so verzweifelt sein würde.

Zum guten Schluss war ich dann auch ziemlich enttäuscht, dass die Geschichte nu aus war und hatte eigentlich nur noch eine Frage im Kopf: wann gibt’s denn einen nächsten Band? Und ansonsten: yup, dieses Hörbuch eignet sich definitiv als Familienunterhaltungsprogramm auf einer etwas längeren Autofahrt!