Berührend und zeitlos
„Eden“ von Jan Costin Wagner ist ein leiser, aber tief unter die Haut gehender Roman, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat. Die Geschichte von Markus und Kerstin, die ihre Tochter bei einem Konzertanschlag verlieren, zeigt in eindringlichen Bildern, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer, Schuld und Entfremdung umgehen. Besonders berührt hat mich die Mehrstimmigkeit der Erzählung: Neben den Eltern kommt auch ein Schulfreund zu Wort – sogar der Attentäter selbst. Der Titel „Eden“ ist nicht zufällig gewählt: Aus denselben Buchstaben wie „Ende“ zusammengesetzt, spiegelt er die gegensätzlichen Perspektiven wider – für die Familie das abrupte Ende eines jungen Lebens, für den Täter die Hoffnung auf ein vermeintliches Paradies. Wagners klare, unaufgeregte Sprache schafft Nähe, ohne je ins Sentimentale zu rutschen. Ein bewegendes, aktuelles und meisterhaft erzähltes Buch, das lange nachhallt. Absolute Leseempfehlung!