Leider bleiben viele Fragen offen

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marw76 Avatar

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Cover: Das Cover ist sehr schlicht aber edel gehalten und die weisse Farbe erinnert ein wenig an Frieden und Stille. Darin ist ein Schemen zu erkennen und der groß gedruckte Titel "Eden", der sofort ins Auge springt. Das Cover passt mit seiner Schlichtheit gut zum Inhalt der Geschichte und der Titel konnte mich sofort in den Bann ziehen.

Inhalt: Die Geschichte dreht sich um die lebensfrohe Sofie, ihre Familie ist ein Glücksfall, denn sie selbst, ihr Vater Markus und ihre Mutter Kerstin geben einander Sicherheit und wissen auch, was dem jeweils anderen wichtig ist. Als Markus seine Tochter mit Konzerttickets für ihre Lieblingssängerin überrascht, geht für diese ein Traum in Erfüllung. Der Abend nimmt jedoch eine schreckliche Wendung: Auf dem Konzert wird ein Anschlag verübt, auch Sofie ist unter den Opfern. Das einst so glückliche Ehepaar verliert die Balance. Währenddessen spitzt sich die gesellschaftliche Situation zu und die Familie muss mitansehen, wie ihr Unglück politisch instrumentalisiert wird. Im Moment tiefster Verzweiflung erinnert sich Markus an die soziale Lebenskraft seiner Tochter und beschließt, nicht aufzugeben. Er sucht weiterhin das Gespräch und fasst sogar den gewagten Entschluss, die Familie des Mörders aufzusuchen!

Meine Meinung: In das Buch hat ich gut reingefunden, der Schreibstil ist zwar ungewöhnlich und für manche etwas abgehakt, denn die Sätze sind immer sehr kurz, aber ich fande, dieser Schreibstil hat gut zur Geschichte gepasst und die ganze ohnmächtige Situation gut unterstützt und getragen. Ich hatte das Buch in nur zwei Tagen durchgelesen, da ich sehr gefesselt war und immer wissen wollte wie es weiter geht! Gerade die erste Hälfte des Buches ist nur so dahingeflogen und konnte mich sehr packen. Das Buch wird aus verschiedenen Sichten erzählt, anfangs kommt sogar noch kurz Sofie selbst zum Zug, aber auch aus Sicht von Markus, Kerstin und dem Schulfreund von Sofie, Tobias, wird erzählt. Ein paar kurze Kapitel kommt auch der Täter zur Sprache. Dadurch ist das Buch abwechslungsreich zu lesen und man kann gut in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen eintauchen. Die erste Hälfte hat mir sehr gut gefallen, man lernt die Familie kennen, das Konzert erlebt man mit und auch die Tat. Die Ohnmacht und die Trauer der Eltern sind auf jeder Seite sehr sichtbar und bedrückend dargestellt. Die Trauerarbeit wirkt immer authentisch und echt. Die zweite Hälfte dreht sich vorallem um Markus und wie er das Gespräch mit der Familie des Täters sucht. Teils wurde mir die Handlung hier etwas zu abstrus und ich habe nicht alle Handlungen von Markus nachvollziehen können. Das Buch endet dann doch sehr abrupt und viele Fragen bleiben offen. Von dem "Gespräch" zwischen Markus der Familie des Täters hätte ich mir mehr erhofft, dieses führt Markus mehr oder weniger im Monolog und die anderen hören ihm zu. Da hätte ich mehr erwartet und auch warum es überhaupt zur Tat gekommen ist und wer vielleicht eine Mitschuld trägt wird nur am Rand behandelt. Dafür wird immer mal wieder auf die AFD eingegangen und ich hatte ehrlich gesagt etwas den Eindruck, dass dies von der Tat und dem Motiv ablenken soll, schade! Ich lasse das Buch etwas ratlos zurück, der Anfang war so einnehmend und toll, das Ende wirkt auf mich nicht rund und der Autor scheint sich etwas verloren zu haben. Viele Fragen bleiben zurück und ich hätte mir ein anderes, runderes Ende gewünscht.